Seite:OberamtTuttlingen0261.jpg

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sammt Radstube und Gebläsehaus, in der Erbauung eines Gießhauses, Versetzung eines Frischfeuers und Errichtung eines damit verbundenen Glühofens, endlich in der Herstellung eines eisernen Schwanzhammergerüstes mit Vorgelege und Schwungrad. Die Kosten waren zu 16.251 fl. 33 kr. veranschlagt, beliefen sich aber in Wirklichkeit auf 39.041 fl. 36 kr. Bald folgten Brüche auf Brüche an den neuen Maschinen und schon nach wenigen Jahren mußte ein großer Theil der Einrichtungen wieder ausgebrochen werden. Neben den dadurch herbeigeführten weiteren Kosten und Betriebsstörungen wirkte hauptsächlich auch die Konkurrenz ungünstig, welche Ludwigsthal durch die bedeutende Ausdehnung der benachbarten, früher nur kleinen fürstl. Fürstenbergischen Werke, sowohl hinsichtlich der Anschaffung des Brennmaterials als des Verschleißes der Fabrikate bereitet wurde.

Von gutem Erfolge war die im J. 1833 eingeführte erhitzte Gebläseluft beim Hohofen, wodurch eine erhebliche Kohlen-Ersparnis erreicht wurde. Auch die in den Jahren 1835 und 1836 bei den Frischfeuern eingerichteten Glühöfen zum Vorwärmen des Roheisens und der Kolben erwiesen sich vortheilhaft; die jährliche Stabeisenproduktion stieg dadurch auf 5–6000 Ztr. und der Kohlenverbrauch kam bis auf 17 Kubikfuß per Ztr. Frischeisen herunter. Im J. 1841/42 wurde sodann ein neues Gießhaus als Erweiterung des seitherigen Lokales sowie ein Kupolo-Ofen erbaut, um beim Stillstand des Hohofens die Gießerei ungestört fortbetreiben zu können. Ein Bauwesen von bedeutender Ausdehnung, welches in das Jahr 1848 fällt, erheischte der höchst schadhafte Zustand des Hohofenmantels und die baufällige Beschaffenheit der Hohofenhütte. Nachdem am 27. Mai 1848 der Hohofen ausgeblasen und hiemit die letzte Schmelzkampagne des alten Ofens beendigt war, wurde derselbe abgebrochen und von Grund aus neu aufgeführt. Am 9. Dezember konnte der neue Ofen gefüllt und angezündet werden, worauf am 13. Jan. 1849 der erste Auslaß stattfand. In der Nacht vom 14./15. Jan. 1849 trat aber ein so bedeutendes Hochwasser der Donau ein, daß nur die schon i. J. 1842 vorgenommene Höherlegung des Bodensteins den Ofen vor dem Ersaufen bewahrte.

Ein Hauptfabrikat des Ludwigsthalerwerks war früher der geschmiedete Zain, wovon in einzelnen Jahren bis gegen 2000 Ztr. erzeugt und verkauft wurden. Nachdem aber der gewalzte Zain immer mehr Eingang gefunden und den geschmideten verdrängt hatte, ergab sich auch für Ludwigsthal die Nothwendigkeit, ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)