Seite:OberamtTuttlingen0263.jpg

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Eine weitere Schwierigkeit bot die Aufbringung des Erzbedarfs, indem die früher so ergiebigen Gruben bei Neuhausen ihrer Erschöpfung entgegen giengen und meistens nur noch geringe Erze von kaum 25 % Eisengehalt lieferten, welche nicht mehr schmelzwürdig erschienen. Auch der Ankauf der guten und wohlfeilen Erze von dem nahen badischen Orte Emmingen hatte in Folge eines im Interesse der Fürstenbergischen Werke streng gehandhabten Ausfuhrverbots ganz aufgehört. Zwar waren im J. 1852 durch Bohr- und Schürfversuche im Staatswalde Haardt bei Tuttlingen neue reiche Lagerstätten von Bohnerz aufgeschlossen worden und ebenso gelang es, abbauwürdige Erze im Staatswalde Schöneberg am Witthoh aufzufinden, aber auch an diesen Orten war die Erzgewinnung durch lokale Verhältnisse, namentlich durch die Zähigkeit des Erzgrundes und durch den Mangel an Wasser zur Wascharbeit erschwert. Eine Reihe von Schürfversuchen wurde sodann auch auf dem Heuberg bei Winterlingen, Burgfelden, Nusplingen, Böttingen, Mahlstetten, Kolbingen und Irrendorf, jedoch ohne besonderen Erfolg ausgeführt und nur in der Nähe von Onstmettingen konnten größere Mengen von feinkörnigen, phosphorhaltigen Felsenerzen gewonnen werden, welche aber wegen des theuren Fuhrlohns auf 31 kr. per Ztr. zu stehen kamen und ebenso hoch stellten sich die aus Oberschwaben von Scheer und Egelfingen bezogenen Erze, während die leichten Neuhauser Erze 21 kr. per Ztr. kosteten.

In dieser Bedrängnis richtete man das Augenmerk auf die im oberen braunen Jura vorkommenden Eisenoolithe, sog. Linsenerze, welche zu Gutmadingen zwischen Geisingen und Donaueschingen schon seit längerer Zeit abgebaut und auf dem fürstenberg. Werke Amalienhütte zu Bachzimmern verschmolzen wurden. Die gleichen Erze hatte ein Erdrutsch am Plettenberg blosgelegt und Schürfversuche deckten sie auch in der Nähe von Goßheim, Weilheim und auf der Markung von Hausen ob Verena auf, an welch’ letzterem Orte wahrscheinlich schon früher ein Abbau für den Thalheimer Ofen stattgefunden hat. Im J. 1857 wurde bei Weilheim am westlichen Thalgehänge ein Stollen auf das erschürfte Flötz getrieben, nachdem vorher durch Tagbau das zu einem Probeschmelzen erforderliche Erzquantum gewonnen und durch Tiegelproben ein Eisengehalt von 47 % nachgewiesen worden war. Die Thone der Macrocephalusschichte, in welcher die Erze liegen, zeigten sich am Bergabhang in ihrer Lagerung vielfach gestört und erst bei weiterem Vorrücken des Stollens wurde das

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)