Seite:OberamtTuttlingen0265.jpg

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3950 fl. nach Ludwigsthal versetzt und zu einem Gußwaren- und Modell-Magazin eingerichtet. Schon früher, im J. 1859 war unterhalb der Hammerwerksscheuer ein neues Laborantenhaus mit 6 geräumigen Wohnungen erbaut worden, welches als Ersatz für zwei wegen Baufälligkeit abgebrochene alte Wohngebäude, die sog. alte und neue Hüttenschreiberei diente und einen Bauaufwand von 8800 fl. verursachte. Weitere größere Bauwesen aus den Jahren 1872/74 sind die Herstellung eines neuen Schulgebäudes mit 3 Wohnungen zu 8500 fl. und die Errichtung eines Werkstättegebäudes, welches mit der inneren Ausstattung von Hilfsmaschinen zum Montiren von Gußwaren und zur Anfertigung von ausgerüsteten Wagenachsen 7935 fl. kostete. Alle diese Bauwesen, sowie die Vervollständigung des Modell-Inventars wurden von den eigenen Mitteln des Werks bestritten, welche namentlich in den für die Eisen-Industrie so überaus günstigen Jahren von 1871–75 reichlich zu Gebote standen. Der Durchschnittserlös, welcher im Jahre 1869/70 per Ztr. Ladenguß 7 fl. 21 kr., Grobeisen 8 fl. 13 kr., Kleineisen 9 fl. 53 kr., Nageleisen 9 fl. 27 kr. betrug, stieg im Jahre 1872/73 bis auf 10 fl. 28 kr., 11 fl. 47 kr., 14 fl. 17 kr., 13 fl. 8 kr., gleichzeitig waren aber auch die Preise der Rohstoffe und die Löhne bedeutend in die Höhe gegangen und als die in allen Gewerben jetzt noch fortdauernde Stagnation eintrat, wurde davon die Stabeisenfabrikation am empfindlichsten berührt, weil diese unter dem Drucke der Überproduktion und der jetzigen deutschen Zoll- und Handelspolitik am meisten zu leiden hat. In Folge davon ist in der letzten Zeit der Frischfeuerbetrieb beschränkt und das Bestreben der Verwaltung darauf gerichtet worden, unter Verwendung von wohlfeilem altem Eisenmaterial die Erzeugung von ausgearbeitetem Eisen möglichst auszudehnen. Hoffen wir, daß es gelingen werde, auch diese Krisis, wie in früheren Perioden so viele andere, glücklich zu bestehen und den auf dem Werke gegenwärtig beschäftigten 43 Arbeitern mit ihren Familien den seitherigen Nahrungsstand zu erhalten.



Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)