Seite:OberamtTuttlingen0269.jpg

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Niederlage im Schwaderloch lag Gr. Wolfgang von Fürstenberg, der Anführer der wirtembergischen Truppen, hier mit 2000 Knechten. 1514 verbreitete sich der Geist der Empörung auch in diese oberen Gegenden. Nach dem Bericht des auf den Schwarzwald abgeordneten Rudolf von Ehingen von Jakobi d. J. reiste dieser von Sulz nach Tuttlingen; willig huldigte hier das Gericht, die Zwölf aus der Gemeine und die Mehrheit der Bürger auf den Tübinger Vertrag. Nur 39 Bürger weigerten sich, dies zu thun, und diese hetzten die Bauern aus den Amtsorten auf, welche 300 Köpfe stark erschienen. Auch griffen sie, nachdem die Unterhandlung einige Zeit ruhig gedauert hatte, plötzlich zu den Waffen, holten ihre Wehre und Harnische. Nun trat der vierte Theil der Amtsuntergebenen mit großem Lärm vor, sie überfielen die ruhigen Bürger unter Trommelschlag und wollten sie ermorden. Zwar griffen auch diese zu den Waffen, waren aber an Zahl viel zu schwach, und Rudolf von Ehingen, Pankraz von Stoffeln, der Vogt von Tuttlingen und der Stadtschreiber von Tübingen mußten mit eigener Lebensgefahr alle Überredungskunst aufbieten, um Ärgeres zu verhüten. Zwar verließen die Aufrührer den Platz, besetzten aber das Stadtthor, unterstützten die Fallgatter, und man mußte ihnen folgende Punkte bewilligen: Straflosigkeit für jene 39, 14 Tage Bedenkzeit wegen der Huldigung, auf herrschaftliche Kosten allen zu essen und zu trinken. Auf dieses hin zogen sie mit Anbruch der Nacht nach Hause.

1519 im März zogen die Schweizer zu Herzog Ulrich nach Blaubeuren zum Theil über Tuttlingen. Während des Zugs der Bündischen gegen Tübingen war Gangolf von Geroldseck beschäftigt, den Schwarzwald einzunehmen. Seine Aufforderung an Tuttlingen durch einen Trompeter ward zunächst abgewiesen. Nun fielen aber die Rottweiler in die Amtsorte ein, und belagerten und beschoßen unter Kaspar von Bubenhofen, Friedrich von Enzberg, Philipp von Altenhofen u. a. die Stadt, welche sich ihrer zunächst erwehrte. Da sie sich aber nach Tübingen vergebens um Rath und Hilfe wandte, so ergab sie sich 21. April an Gr. Heinrich von Lupfen, Wolf von Honberg (später Obervogt in Tuttlingen) und Hans Jakob von Landau, Landvogt in Nellenburg, für den schwäbischen Bund, „ist aber“, wie unterm 19. Aug. Keller, Schulz und Gericht an H. Ulrich schreiben, „stets bereit, zu thun, was frommen Leuten gebührt.“ (Gabelkh.) Die Amtsorte behielten die Rottweiler für sich, bis Erzh. Ferdinand auf Bitten der wirtembergischen Landschaft mit ihnen unterhandelte,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)