Seite:OberamtTuttlingen0270.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

worauf sie dieselben durch Vertrag vom 12. Juli 1522 wieder herausgaben (Gabelkh.; O.-A. Rottw. S. 248). 1521 im Juli gab der Kaiser auf die Nachricht, daß H. Ulrich in den Besitz von Hohentwiel gekommen sei, Befehl, Tuttlingen und den „Haundberg“ mit guter Wache zu hüten. Auch 1522 wurde die Stadt als ein haltbarer Grenzort gut besetzt, und im Bauernkrieg diente sie dem Bunde zum nicht unwichtigen Stützpunkte. August 1524 begann der Aufstand im Gebiet des Gr. Sigmund von Lupfen-Stühlingen und machte der österreichischen Regierung um so mehr Sorge, als H. Ulrich denselben für seine Zwecke zu benützen suchte. Im Nov. empörten sich die Bauern im Brigthal unter Oswald Mader und dem Hecht und suchten auch Wirtemberg hineinzuziehen. Statthalter und Regenten schickten alsbald Rudolfen von Ehingen, Ritter, nach Tuttlingen auf den Posten, der etliche Reisige und Fußvolk nachziehen sollte. Genannte Hauptleute mit 300 Bauern zogen nach Thuningen, mit ihnen der stühlingische Bauernhauptmann Hans Müller, um weiter landabwärts vorzufahren, wurden aber durch den Zuzug der von der wirtembergischen Regierung Verordneten aus Bräunlingen zurückgetrieben. Allda machten sie ein Geleit und Geschrei, auf dem Schwarzwald Zierheld genannt. Mehr als 6000 Bauern wollten Hüfingen und Villingen überziehen. Die von Villingen schrieben Herrn Rudolfen von Ehingen mit eilender Post gen Tuttlingen, baten ihn, sie nicht zu verlassen und alsbald zu ihnen zu kommen. Er kam mit Fußvolk und Reitern, auch etlichen aus der Stadt, und besetzte die beiden Städte, wozu auch Freiburg und Waldkirch Leute schickten. Die Bauern wurden von Hüfingen aus an die Wutach zurückgeworfen. Als H. Ulrich 20. Febr. 1525 von Hohentwiel zur Eroberung seines Landes aufbrach, hatte sein Gegner Truchseß Georg, erst etwa 1000 Mann beisammen. Er lag zu Engen mit 300 Pferden, von wo er nach einem Scharmützel im Welschinger Wald auf Stockach rückte und 400 Pferde und Fußknechte nach Tuttlingen entsandte, denen er (27. Febr.) folgte. H. Ulrich zog über Möhringen, von wo aus er den Feindsbrief seines Jugendfreundes beantwortete, 26. Febr. an Tuttlingen vorüber nach Spaichingen. Der Truchseß war einen Tag hinter ihm, zog ihm auf dem kürzeren Wege über das Beerathal nach und brachte ihm in der Frühe des 1. März zwischen Weilheim und Waldstetten Schaden bei. Anfangs Mai erwartete man in Tuttlingen wieder einen Angriff des Herzogs, der aber nicht erfolgte, worauf der Truchseß von da ins Unterland zog und am 12. den Sieg bei Sindelfingen erfocht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)