Seite:OberamtTuttlingen0272.jpg

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Hohentwiel und erhielt einen goldenen Becher von der Stadt geschenkt, auf der Rückreise 8. Nov. wurde er Pathe eines Knaben des Bürgers Hans Haas. 1613–14 lag der Schnee von Martini bis April. 1618 begann die Kriegslast für Tuttlingen mit Durchzügen von Unionstruppen, der Schaden betrug 1435 fl. 54 kr. 1619 kamen ligistische Truppen, in Folge hievon und von Mißwachs entstand 1622 solche Theuerung, daß der achtpfündige Laib Brot 1 fl. 12 kr., 1 Sri Kernen 7 fl. 15 kr. kostete. 1628 hatte die Stadt 9 Wochen lang eine österreichische Besatzung, die sich alle Ausschweifungen erlaubte. 1629 lag in Stadt und Amt Tuttlingen das 3000 Köpfe starke, alt Colaltische Infanterieregiment, zu dessen Unterhaltung die Stadt Sulz mit ihren Amtsorten im Sept. 60 Ztr. Fleisch beitragen mußte. 1632 wurde das Amt mit Märschen und Kontributionen hart mitgenommen. Am 6. Juni hieb ein schwedisches Streifkorps 600 Kaiserliche bei Tuttlingen nieder. Im Okt. wurden die Grenzen, wie die von St. Georgen und Hornberg, mit Geworbenen und Landvolk besetzt, weil viele kaiserliche Truppen aus der Bodenseegegend nach dem Breisgau vorbeizogen. Weil auch die kaiserliche Besatzung in Villingen die benachbarten Orte mit Ausfällen und Streifpartien heimsuchte, so schickte der zu Radolfszell stehende wirtembergische Oberst Rau seinen Oberstlieutenant Steinfels mit 300 Musketieren nach St. Georgen, Tuttlingen und dem Hornberger Amt ab. 1633 fieng der Jammer des Kriegs für Tuttlingen, früher als für die meisten Orte des Landes, schon vielfach und furchtbar an. 20. Febr. kam der kaiserliche Kommandant Vizthum von Eckstedt aus Lindau, berannte die Stadt, die er nach kurzer Gegenwehr eroberte und vieles Geld von den Einwohnern erpreßte (s. u.) Seine Soldaten erlaubten sich alle Arten von Mißhandlungen und Ausschweifungen. Auch fiengen in diesem Jahre die aus Villingen ausgehenden Streifpartien an, den Amtsorten zum Schrecken und Verderben zu werden, indem sie viele derselben überfielen, ausplünderten, Pferde und Vieh mit sich fortnahmen, Mordthaten begiengen und mehrere Flecken, Dörfer und einzelne Wohnungen niederbrannten. Zu Anfangs März verließen die Feinde Tuttlingen wieder, nachdem sie die Stadt und Gegend ausgezehrt und ausgeraubt hatten, und zogen sich gegen die Iller zurück. Als am 28. Aug. der Feldmarschall Horn mit 12.000 Mann von Donauwörth gegen Konstanz zog, schickte er den Obersten Freiherrn von Degenfeld mit 2 Reiterregimentern und 700 Musketieren unter dem Oberstlieutnant

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)