Seite:OberamtTuttlingen0279.jpg

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in die Stadt eingekeilt, ohne Geschütze und Schießbedarf, erwartete sie vergeblich Hilfe von außen. Rosen war zwar von Mühlheim angerückt, zog sich aber vor Kaspar v. Mercy’s Reiterei schleunig zurück. Nach Möhringen rückte Jo. von Werth mit 2000 Reitern auf dem rechten Donauufer selber vor. Die französische Reiterei hielt nicht Stand, und das Fußvolk ward von Werth und K. v. Mercy in Möhringen eingeschlossen. Am Morgen als Gen. Mercy ankam, mußte es sich ergeben, ebenso that das Hauptquartier in Tuttlingen, wo noch der Herzog von Lothringen eingetroffen war. Die ausgesandten Reiterscharen brachten noch viele Gefangene ein. Das französisch-weimarische Heer war so gut als vernichtet, nur Rosen mit seinen Reitern war entkommen. Dies war (wie Schiller sagt) das Roßbach des 17. Jahrh., das zudem, wie dieses selbst, auf beide Parteien in Deutschland einen ähnlichen Eindruck, den der Befriedigung, machte. Die Stadt erhielt wieder eine bairische Besatzung. Sie wurde 17. Febr. 1645 durch Widerholt vertrieben, der nach seiner Praxis in diesen letzten Jahren des Kriegs die Pallisaden ausreißen, die Thore verbrennen und ohne Zweifel auch die Honburg zerstören ließ, um den Ort für die Feinde unhaltbar zu machen. 1647 hatte Tuttlingen wieder eine französische Besatzung und litt durch Bouwinghausens Durchzug Schaden. Im Frieden mußte Schlick die 4 Städte und Ämter herausgeben, und am 4. Dez. wurde Tuttlingen für den H. Eberhard III. wieder in Pflicht und Huldigung genommen.

Die Stadt hatte während des Kriegs 70 Häuser, 1 Kirche (s. u.) und die Zierde ihrer Mauern und Thürme eingebüßt. Es folgten 20 Friedensjahre, aus denen nichts Wichtigeres bekannt ist. 1675 kamen Grenzverwahrungstruppen, 1677 aufs neue wirtembergische Einquartierung, auch forderte der französische Kommandant von Freiburg eine Kontribution. 1688 flohen viele Leute vor den schändlich hausenden Franzosen in die Schweiz. 1702 im Okt. setzte der Kurfürst von Baiern, dessen Armee bei Riedlingen stand, dem Oberamt Tuttlingen eine harte Kontribution an. Anfangs Mai 1703 schickte der Marschall Villars von Hornberg 1200 Reiter nach Tuttlingen und kam bald selbst in die Gegend; am 8. lagerte sich das französische Heer bei Möhringen. Am 15. Mai kam der Kurfürst nach Tuttlingen, und das französische Heer stand am 19. von Tuttlingen bis Riedlingen, zog sich aber dann weiter gegen Oberschwaben. Vorher mußte ihnen 3000 fl. Brandschatzung bezahlt werden. Auch sonst

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0279.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)