Seite:OberamtTuttlingen0309.jpg

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(Graben und Wall) vertheidigt. Römermünzen wurden schon auf der Markung, namentlich im Neuhauser-Thal, gefunden.

Auf „Alt-Fridingen“, dem nordwestlich der Stadt in’s Donauthal breit und felsenschroff vortretenden Berghaupt, das durch zwei gegen einander laufende Schluchten beinahe vom übrigen Gebirg getrennt wird, soll eine Stadt gestanden sein; man findet daselbst noch an der Süd- und Ostseite Reste einer mit Mörtel aufgeführten Umfassungsmauer, an der sich an der längeren Südseite noch die Grundmauern von 3 Thürmen, einem Thorweg und zwei Steinhäusern erkennen lassen. Gegen die West- und Nordseite war keine Mauer nöthig, hier stürzen thurmhohe Felsen hinab. Ein Theil der Ostseite ist auch noch durch einen Wall geschützt. Die Lage der Burg war sehr fest, auf zwei Seiten vollständig unzugänglich, und auf den beiden anderen erheben sich die Mauern hoch über den sehr steilen Abhängen und felsigen Schluchten. Südöstlich am Bergabhang findet man auf dem „Wachtfelsen“ die Reste eines weiteren viereckigen Thurmes. Der vom Thal heraufführende Weg heißt der Gartenweg, die südlich von der Burg noch auf der Höhe gelegenen Ödungen und Felder die oberen und unteren Gärten. Der Ausblick von der Höhe herab ins Donauthal ist entzückend.

Östlich am Ort, am Fuß der Schelmenhalde, fand man schön ausgemauerte, mit einer Steinplatte bedeckte alemannische Reihengräber mit Gerippen und einigen kleinen Knöpfchen und Plättchen von Silber.

Von drei Burgen stehen noch Trümmer:

1) Der Burgstall, von ihr erhielten sich noch Graben und Wall, ein etwa 20 hoher Rest der Ringmauer und die Grundmauern eines viereckigen Thurmes. Einige hundert Schritte vom Burgwall entfernt stand ebenfalls auf dem steilen, großartigen Stiegelfelsen eine Befestigung, von der noch ein 12–15 hohes Mauerstück übrig ist, vermuthlich ein Vorwerk des Burgstalls.

2) Die Burg Pfannenstiel, hoch über dem Beerathal gelegen, auf der preußischen Grenze, mit gut erhaltenem Graben auf der zugänglichen Seite und einer noch 15–30 hohen Ringmauer; über den Graben gieng eine Brücke, von der noch ein Pfeiler vorhanden.

3) Unfern der letzteren die Burg Kreidenstein auf steilem Felsen, von ihr stehen noch unbedeutende Mauerreste.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0309.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)