Seite:OberamtTuttlingen0324.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ohne Schaden, aber auch nicht ohne Schuld des Orts. 4. Januar 1648 wurde das Jahr- und Ruggericht gehalten, wie es scheint in St. Georgen. 1649 hat sich Pater Martinus Simplicius, ausgestoßen aus dem Konvent St. Georgen, wo er mehrjährige Säkularpriesterdienste verrichtete, zu Anfang der 40tägigen Fasten von Gmünd in seinen Vaterort Gunningen zurückgezogen. Er bewarb sich einige Zeit mit scheinbarem Erfolg um die Pfarrei Durchhausen, scheint sie aber nicht erlangt zu haben. 10. Dezember 1649 Jahrgericht mit Gunningen gehalten. 27. Juli 1650 kamen Leute von Gunningen zu Abt Gaißer mit der Bitte um Frucht, die gefehlt hatte in diesem Jahr. 1652 war in Gunningen große Rinderseuche, die im September bereits nachgelassen. Der Vogt berichtet, daß die Gemeinde deßwegen nach dem Dreifaltigkeitsberge eine Prozession gemacht. 8. October 1652 gibt Matthias Schlecht von Gunningen eine Erklärung über die Verhandlung betreffend seiner und seines wegen Verdacht der Zauberei verhafteten Weibes. 1653 noch war Gunningen an St. Georgen pflichtig, jährlich eine Henne aus jedem Hause und den Leibfall zu geben. 13. Februar 1655 kam der Vogt von Gunningen mit Christian Doser, seinem Tochtermann, wegen des Hauses, das am Backofen verbrannt, mit lauter Klage über seinen Verlust, „davor ich und ein anderes nicht kann; hab ihnen den Text ziemlich gelesen; Bauren sind nach einem alten Sprüchwort meistens Lauren und nicht selten gar Schelmen“ (Gaißer). 1750 gab St. Georgen Erlaubniß, den Abgebrannten in Seitingen 200 Tannen zu verabfolgen. (St. Arch.) Im St. Georger Kopiebuch von 1757 sind die Erbhuldigungen, welche der Prälat Cölestin in Gunningen einnahm, ausführlich beschrieben, wornach alle Gemeindsglieder dem Abte zu huldigen hatten. Die Huldigung geschah damals in folgender Weise. Auf einem Platz am Scheuerthor der Herrschaftsscheuer wurde eine Tribüne aufgemacht mit Tapeten und einem rothen Baldachin ausgezieret, über einem Throne. In Begleitung des Abts Cölestin kamen zwei Patres, Anselm Schababerle und Hieronymus Clarell, der Kanzleiverwalter Joh. Georg Widmann, ein Notar und zwei Zeugen. Hinter dem Thron des Abts stand der Kammerdiener, Kutscher, Vorreiter zur Bedienung. Der Eid wurde den Unterthanen, die vor der Tribüne standen, von dem Amtmann zuerst vorgesprochen, darauf hielt der Vogt Jo. Distel im Namen der Gemeinde an den Abt eine Anrede, worin er die Treue der Unterthanen bezeugte, sodann wurde der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0324.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)