Seite:OberamtTuttlingen0326.jpg

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Hausen ob Verena.
Gemeinde III. Kl., mit Mühle. 607 Einw., worunter 4 Katholiken, a. Hausen, Pfarrdorf mit 595 Einw., b. Hohenkarpfen, Hof, 12 Einw. Ev. Pfarrei, die Kath. sind nach Gunningen eingepfarrt. 3 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Am nordwestlichen Fuß des aus weißem Jura bestehenden Gebirgsstocks, welcher sich zwischen dem Stettbach und dem Faulenbach kräftig erhebt, hat der reinlich gehaltene Ort auf einem bis zu dem sog. Horn vorgreifenden Gebirgsausläufer eine hohe schöne Lage; eine besondere landschaftliche Zierde der nächsten Umgegend bildet der 1/4 Stunde südlich vom Ort frei aufstrebende, kegelförmige Hohenkarpfen, auf dessen Kuppe sich dem Auge ein herrliches Panorama erschließt. Überdies erlaubt jeder freie Punkt, besonders der Suntelberg oder der Hausener-Kapf, schöne Aussichten.

Der unebene, eine ziemlich ausgeprägte Terrainmulde quer durchziehende Ort ist in einer Länge von etwa 10 Minuten an die Spaichingen-Gunninger Vizinalstraße hingebaut und bildet nur zwei Häuserreihen, mit Ausnahme von zwei kurzen, gegen Norden abgehenden Seitengassen. Die durchaus ziegelbedachten Gebäude sind, einige neuere abgerechnet, minder schön und theilweise an den Giebelseiten verschindelt; in den nicht überbauten Räumen zwischen den Gebäuden stehen meist Obstbäume, zu denen sich nicht selten auch Pappeln, Eschen und schönwüchsige Nußbäume gesellen und zur Freundlichkeit des Orts wesentlich beitragen. An einigen Gebäuden erhielt sich alter Holzbau mit Renaissanceornamenten.

Die hoch an der Nordseite des Dorfes gelegene, im vorigen Jahrhundert umgebaute Kirche zeigt, zum Theil noch, wenn auch sehr späte, gothische Formen, namentlich am vieleckig geschlossenen, ohne Strebepfeiler aufgeführten Chor, an dem sich einige Maßwerksfenster erhielten. Das schlicht gehaltene Innere besitzt jedoch einige beachtenswerthe Werke der bildenden Kunst, nämlich eine sehr schöne spätgothische Predella, darstellend die lebhaft aufgefaßten Brustbilder Christi und der zwölf Apostel, sodann ein hübsches Krucifix und eine große, sehr tüchtig gemalte Gedenktafel mit Christus am Kreuz und den zwei daneben knieenden Gestalten der Stifter, Johann III. von Karpfen und seiner am 2. Dezember 1569 verstorbenen Frau Ursula, geb. v. Reischach. Im

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)