Seite:OberamtTuttlingen0331.jpg

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sich gezogen zu haben. Auf dem Berg sind schon Bronze-Gegenstände (z. B. ein Bronzemesser) gefunden worden. Noch zu Ende der dreißiger Jahre waren am Berge Spuren einer Vorburg, Reste einer Ringmauer und Grundgemäuer zweier Thürme zu erkennen.

Zu der Gemeinde gehören:

Hohenkarpfen, Hof, hat 1/4 Stunde südlich vom Mutterort am südlichen Fuß des Hohenkarpfen eine herrliche gegen Norden und Osten geschützte Lage. Der früher dem Freiherrn v. Wiederhold gehörige, neuestens in andere Hände übergegangene Hof, von dem man eine reizende Aussicht genießt, besteht aus einem Wohnhaus und einigen Ökonomiegebäuden und ist mit einem reichlich fließenden Brunnen versehen; das hiezu gehörige 240 Morgen große Gut, darunter 137 M. Äcker und 96 Morgen Wiesen, bildet eine eigene Markung, welche den Hohenkarpfen mit seinen nächsten Ausläufern umschließt und im Dreifeldersystem gut bewirthschaftet wird; die Weiden werden an einen fremden Schäfer verpachtet.

Mühle, liegt 1/4 Stunde südlich vom Mutterort am Heselbach. (S. oben.)

Um 1090 hat Kloster St. Georgen Güter hier (Mart. 67, vgl. Gunningen, besonders betreffs des Kirchlichen). Weiterhin kommt Husen[1] apud Kalphen 1275 als eigne Pfarrei mit einem Rektor vor. Dieser fatirte ein Einkommen von 15 Pfd. Rottweiler Pfennige (ca. 180 fl.) und zahlte seinen Kreuzzugszehnten (lib. dec.). Der Ort theilt das Schicksal der Herrschaft Karpfen,[2][ER 1] deren Geschichte nach der Monographie von Dr. Glatz in den Neuen Mittheilungen des archäologischen Vereins zu Rottweil 1878 hier im Abrisse folgt.


  1. Der Name von a. d. hûs, wohl die Entstehung aus einzelnen Höfen andeutend.
  2. Den Namen leiten wir einfach, wie Bacmeister selbst den des Karpfenbühls bei Urach, von Kalvarienberg ab und folgen dabei der Auffassung des Bildes von 1569 in unserer Kirche, die freilich auch eine künstliche im Geschmack der Renaissance sein konnte. Warum soll aber dieser Punkt nicht eine uralte Kultusstätte gewesen sein? Fand doch J. K. v. Wiederhold in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts dort etliche heidnische Götzen, und wurde noch im Raubschloß 1410 darauf gehalten, daß alles zum Messelesen vorhanden sei. Auch spricht das Volk nicht von einem Karpfen sondern von einem Karpferberg.

Errata

  1. korrigiert gemäß Berichtigungen und Nachträge vorletzte Zeile statt Karpfen- lies Karpfen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)