Seite:OberamtTuttlingen0345.jpg

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Irrendorf,
Gemeinde III. Kl. mit 586 Einw., worunter 1 Evang. Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Neuhausen ob Eck eingepfarrt. 4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Die Markung des Orts liegt durch einen schmalen Streifen preußischen Gebiets (mit Bärenthal) vom übrigen Oberamtsbezirk getrennt, wird gegen Süden von preußischem und badischem, gegen Osten von badischem Gebiet umschlossen und stößt nur gegen Norden mit einer Stelle an Württemberg (O.-A. Spaichingen). Der reinlich gehaltene Ort selbst liegt einsam nördlich von den gewaltigen Jurakalkfelsen des Donauthals unregelmäßig zerstreut und zum Theil mit Obstbäumen belebt auf felsigen Hügeln und macht einen abgelegenen und verlassenen Eindruck. Die Häuser sind zum großen Theil aus Stein erbaut und meistens weiß getüncht.

Von den südlich vom Ort gelegenen Anhöhen und Felsrändern, z. B. vom „gespaltenen Felsen“ und dem „Eichfelsen“, hat das Auge überall die herrlichsten Ausblicke an die großartigen, zum Theil von kühnen Burgen beherrschten Felsengruppen des Donauthals, zu deren Füßen sich das enge vielfach gewundene Thal mit seinen Wäldern, seinen phantastisch geformten einzelstehenden Klippen und dem üppigsten Wiesengrün in wunderbarer Schönheit hinabzieht. Im Hintergrund sieht man bei hellem Himmel die Ketten der Schweizeralpen.

Erdfälle (trichterförmige Einsenkungen) kommen häufig vor; ebenso höchst malerische, ganz eigenthümlich gestaltete Felspartien, die man hauptsächlich an der neuen von Langenbrunn aus dem Donauthal heraufführenden Steige erblickt.

Die in den Jahren 1848–1849 erbaute (neue) dem heil. Petrus geweihte Pfarrkirche steht über vielen Staffeln erhöht frei und hoch nördlich am Ort, und ist in modernem Rundbogenstil erbaut mit schmälerem vieleckig schließendem Chor und mit einem aus Quadern errichteten Thurm im Westen, der in ein hohes achtseitiges Zeltdach endigt. Im Innern sind die Decken flach, die drei Altäre neu, im Triumphbogen hängt ein großes gothisches Kruzifix. Die drei Glocken sind ebenfalls neu und von Hugger in Rottweil gegossen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf einem eigenen Baufonds.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)