Seite:OberamtTuttlingen0363.jpg

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Die Gemeinde besitzt 218 Morgen Nadelwaldungen, von deren jährlichem in 134 Klaftern und 2–3000 Stück Wellen bestehendem Ertrag jeder Bürger drei Raummeter Scheiter und 40 Stück Wellen erhält; überdies wird noch Holz zum Gemeindeverbrauch abgegeben und der Rest des Holzerzeugnisses zu Gunsten der Gemeindekasse um 900–1000 fl. verkauft. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde noch aus 40 Morgen eigentlicher, an fremde Schäfer verpachteter Weide nebst der Brach- und Stoppelweide 475 fl. und aus der Pferchnutzung 270–300 fl. Die vorhandenen Allmanden werden von den Bürgern benützt und tragen der Gemeinde wenig ein.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde, wie auch die Pferdehaltung unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht in gutem Zustande; man züchtet einen tüchtigen Landschlag mit Simmenthaler-Kreuzung und hat hiezu drei Simmenthaler-Farren aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist unbeträchtlich. Den Sommer über läßt ein fremder Schäfer 180 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen. Die Zucht der Schweine (halbenglische Race) beschränkt sich hauptsächlich auf den eigenen Bedarf, während der Verkauf an Ferkeln und aufgemästeten Schweinen nach außen von keinem großen Belang ist. Überdieß werden noch Ferkel von außen bezogen.

An Stiftungen bestehen eine Kirchenpflege, eine Armenpflege und ein Schulfonds; das Vermögen der beiden letzteren ist sehr mäßig, dagegen das der Kirchenpflege 20.000 fl. Die Verwendung der Zinsen dieser Stiftungen gehen auf den Kultus, die Unterhaltung der Kirche, des Pfarrhauses (zur Hälfte mit dem Baufonds), auf die Pflege der Armen und die Bedürfnisse der Schule.

Von Überresten aus der Vorzeit nennen wir einen alten Weg, der unter dem Namen „Schelmengasse“ durch Thuningen führt und von da über die Fluren „Heerstraße“, „Hungerbühl“, „Hollenstein“, „Hohenlöhr“, (letztere auf der Markung Mühlhausen) zunächst (westlich) an Mühlhausen vorüber das Thal hinab bis zum Neckar lief; weiter zog er über die Flur Luckenburg (die Lugenburg) bis in die Nähe der bei Schwenningen gestandenen römischen Niederlassung (s. auch die Oberamtsbeschreibung von Rottweil). Ob nun diese Straße, welche auf große Strecken theils ganz verschwunden, theils als Feld- und Fußweg noch angedeutet ist, ihre erste Anlage den Römern oder einer späteren Zeit verdankt, läßt sich nicht mehr sicher nachweisen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)