Seite:OberamtTuttlingen0364.jpg

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Auf der Markung bestanden zwei Burgställe, der eine, „Falkenstein“, gewöhnlich Thürnleberg genannt, lag 1/4 Stunde nordwestlich von Mühlhausen auf der nordöstlichen Spitze des Waldes Kaufholz und zwar zunächst der Grenze zwischen den Markungen Mühlhausen und Schwenningen; die Burg ist daher schon in der Oberamtsbeschreibung von Rottweil S. 514 näher beschrieben (s. d.). Die andere Burg stand nahe beim Ort auf dem „Schloßbühl“; sie ist jedoch spurlos verschwunden. Dem Schloßbühl gegenüber wird eine Anhöhe „Guckenbühl“ genannt, was auf einen Wachtposten oder abgegangenen Wartthurm hindeutet.

Mühlhausen. Die Kirche zu Mulehusen (der Name von a. d. mulin, Mühle) gehörte schon 1179, wie die zu Gunningen, dem Kloster St. Georgen (W. U. B. 2, 199) und wird diesem 26. März von Pabst Alexander III. bestätigt. 1275 ist ein Herr Baldmar zugleich Pfarrer hier und von St. Johann in Reichenau. Später kam die Kirche mit dem Dorf an Rottweil. Sie war Groß- und Kleinzehntherr auf der ganzen Markung (Pfarrakten). Neben St. Georgen, das seinen Besitz vielleicht von den Grafen von Nellenburg ableitete, erscheinen gegen das Ende des 13. und den Anfang des 14. Jahrhunderts in Mühlhausen begütert: Kloster Salem, Kloster Reichenau, die Johanniterkommende Villingen (noch 1552), die Grafen von Freiburg, auch einige bürgerliche Besitzer, 1468 Kloster Amtenhausen. 18. März 1479 wurde der Ort (mit Dauchingen) von Gregorius von Roggwil zu Konstanz in seinem und seiner Frau Anna Mäßlin [1] Namen vor dem Rottweiler Hofgericht sammt allen Rechten und Zubehörden um 1680 fl. rhein. an die Bruderschaftspflege Rottweil verkauft, die es im gleichen Jahr an Klaus Keller gab (St. Arch.); und war seitdem reichsstädtisch. Das Kloster St. Ursula bezog von da (1607) einen jährlichen Zins von 4 fl. (Ruckg. 2, 253). Einen Lehenhof hatte ohne Zweifel das St. Klarenkloster in Villingen (s. Regg. unter 1651). Die hohen Jura prätendirte übrigens wegen der Landgrafschaft in der Baar Fürstenberg.

Als reichsstädtisch durfte der Ort nur einen Schneider, Schmied, Maurer und Zimmermann haben; in allen übrigen Requisiten mußte er sich nach Rottweil begeben. 1615 hatte er


  1. Die Mäßlin sind Rottweiler und daher nicht unwahrscheinlich, daß die Bruderschaftspflege schon vorher die Grundherrlichkeit über Mühlhausen hatte.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0364.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)