Seite:OberamtTuttlingen0371.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Endlich befindet sich außen an der Westseite der Kirche ein schön gearbeiteter, mit Wappen geschmückter Grabstein mit der Inschrift: Anno 1570 starb der Ersam mathis Reder, Schmid zu Mühlheim und Katharina Herman, 1584. In der Nähe sieht man das Denkmal für die im Feldzug 1870/71 in Frankreich Gefallenen.

Auf dem Dachreiter der Kirche hängen zwei alte Glocken, eine ganz ohne Inschrift, die andere mit der Jahreszahl 1414.

Nördlich der Kirche steht die sehr alte, in jüngster Zeit wieder hergestellte Veitskapelle, sie besitzt einen großen Renaissancealtar, woran das Enzbergische Wappen und ein gothisches Holzbild, „St. Veit im Häfele“, im Ölkessel.

Der beide Gebäude umschließende, ummauerte, im Jahre 1874 beträchtlich erweiterte Kirchhof enthält hübsche Schmiedeisenkreuze, auf ihm werden die Mühlheimer begraben.

Die Unterhaltung von Kirche und Kapelle ruht ebenfalls auf der Stiftungspflege. Für die verschiedenen Kirchen und Kapellen sind eigene Fonds vorhanden.

Das dem Freiherrn von Enzberg gehörige Schloß wird von demselben bewohnt und besteht aus dem zusammengebauten alten und neuen Schloß; es ist ein imposantes, hohes Gebäude mit Mansardendach und zwei runden Thürmen, mit Zwiebeldächern an der Nordostseite. Über dem Eingang sieht man das Enzbergische Wappen; das schön eingerichtete Innere birgt verschiedene werthvolle, mittelalterliche Möbel. Gegen Süden liegen das Rentamt und ausgedehnte Ökonomiegebäude mit Bierbrauerei etc. Der ganze wohlgeschlossene Komplex ist zum größten Theil von einer Mauer umgeben, die auch noch einen Garten in sich schließt. Außerhalb sind sodann schöne Baumgüter und Parkanlagen und unweit davon liegt noch, nur durch die Straße getrennt, ein schön angelegter, ganz ummauerter Schloßgarten.

Das Rathhaus, an der Hauptstraße stehend, ist ein höchst malerisches Gebäude mit prächtigem, altem Holzbau, hat unten eine offene Halle, mit Arkaden auf Holzsäulen, der 2. Stock ist zum Theil noch bemalt und mit der Inschrift: R(estaurirt) 1762.

Dem Rathhaus gegenüber liegt ebenfalls ein schönes, altes, dreistockiges, leider übertünchtes Holzhaus; ein weiteres (sehr malerisch) am oberen Thor, die „Hochwacht“ genannt; ferner sieht man über dem Eingang eines anderen alten Holzhauses (auch in der Hauptstraße) die Jahreszahl 1523.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)