Seite:OberamtTuttlingen0375.jpg

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Der Futterkräuterbau mit dreiblätterigem Klee und Luzerne, Esparsette und Wicken ist ebenfalls ziemlich bedeutend. Dinkel, Haber und Gerste wird nach außen verkauft, dagegen aber Mehl in beträchtlicher Menge wieder eingeführt.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und das Futter meist gut, es kann davon nach außen verkauft werden; die Wiesen sind zweimähdig, 63 Morgen können bewässert werden.

Die Obstzucht ist unbedeutend und die Jungstämme bezieht man aus Reutlingen und aus der Gemeindebaumschule.

Die Gemeinde besitzt 1895 Morgen Laub- und Nadelwaldungen, die jährlich 640 Kl. und 16.000 Stück Wellen abwerfen. Ein Theil davon wird an die Ortsbürger vertheilt, von denen jeder 6 Raummeter und das hiezu gehörige Reisach erhält, das Übrige wird verkauft und der jährliche Erlös, bestehend in 25.000 fl., wovon übrigens der Hauerlohn abzuziehen ist, theils zur Waldkultur, theils zur Bestreitung der Gemeindeausgaben verwendet.

Eigentliche, der Gemeinde gehörige Weiden sind an der Berghalde bei Mühlheim 470, auf dem Kraftstein 230 Morgen; sie sind gering und werden von fremden Schafen befahren, mit Ausnahme der Schafe auf Kraftstein (s. u.); die Pachtsumme beträgt jährlich 490, der Pfercherlös 137 Gulden.

Außerdem besitzt die Gemeinde 500 Morgen Allmanden (Äcker und Wiesen), die gegen einen jährlichen Zins von 284 fl. an die Bürger verliehen sind; und zudem besitzt die Gemeinde das Hofgut Kraftstein mit 202 M. angebautem Feld, woraus sie jährlich 1200 fl. Pacht bezieht.

Die Pferdezucht und Pferdehaltung ist ganz unbedeutend; die Viehzucht dagegen in gutem Zustand; man hält die Simmenthalerrace, von welcher die Gemeinde zwei Farren aufgestellt hat. Im Herbst wird das Vieh zum Theil noch ausgetrieben. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend, dagegen findet Milchverkauf statt. Auf hiesiger Markung laufen im Vorsommer 480–500 Stück, im Nachsommer 200 Stück Schafe (deutsche Race und Bastarde). Wolle und Schafe kommen nach Tuttlingen oder Möhringen zum Verkauf.

Die Schweinemastung, auch zum Verkauf, (die Ferkel werden von außen bezogen) ist ziemlich bedeutend; mehr noch die Ziegenzucht, auch die Geflügelzucht, vorzugsweise mit Gänsen, ist ausgedehnt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)