Seite:OberamtTuttlingen0393.jpg

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überdies liegen dieselben ziemlich weit entfernt und auf der entgegengesetzten Seite der Donau, wie der nie versiegende „obere Brunnen“ im Ursen-Thal und die Quellen, deren Vereinigung den Kesselbach bildet; am eigentlichen Ursprung des Kesselbachs stand ein sog. Mineralbad, das im Jahr 1659 noch verpachtet wurde.

Durch den Ort führt die Poststraße von Tuttlingen nach Mühlheim, außer ihr ist noch ein Fahrweg nach Mahlstetten angelegt. Eine hölzerne Brücke führt über die Donau, an sie schließt sich ein langer hölzerner Steg an, um bei hohem Wasserstand den Verkehr für Fußgänger zu vermitteln. Die Unterhaltung der Brücke und des Stegs hat die Gemeinde.

Die im allgemeinen fleißigen, betriebsamen und geordneten Einwohner, von denen gegenwärtig zehn Personen 80 und mehr Jahre alt sind, befinden sich in günstigen Vermögensverhältnissen, wie denn der vermöglichste Bürger 70 Morgen, der Mittelmann 25 Morgen und die unbemitteltste Klasse 1 Morgen Güter besitzt; überdies sind noch 800 Morgen Privatwaldungen vorhanden, welche den vermöglicheren Ortsbürgern gehören. Auch auf der Markung Tuttlingen haben die Bürger etwa 300 M. Feld. – Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben, von den letzteren sind hauptsächlich die Nagelschmiede sehr stark vertreten, so daß über 1/3 der männlichen Bevölkerung ihre Fabrikate nach Tuttlingen an Eisenhändler und Nagelschmiede absetzt. Außer ihnen sind die gewöhnlichen Handwerke vorhanden, auch bestehen 3 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Bierbrauereien, und 6 Kramläden. Außerhalb des Orts liegen eine Ziegelhütte und eine Ölmühle mit Hanfreibe und Säge (s. unten).

Die ausgedehnte von dem Donau-Thal, Ursen-Thal und Rottweiler Thal durchzogene Markung, von der jedoch der größere Theil mit Wald bestockt ist, hat eine sehr bergige Lage, mit Ausnahme der für den Feldbau benützten Thalebene und der gegen dieselbe hinziehenden flach geneigten Terrainausläufer; auch die auf den Höhen gelegenen Fluren „Bräunlisberg und Bergenreute“ sind ziemlich eben, allein es ist, wegen der zu ihnen führenden steilen Wege, ihre Bebauung sehr beschwerlich. Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar bis fruchtbar zu nennen und besteht hauptsächlich aus den kalkreichen Zersetzungen des weißen Jura, der theilweise, namentlich auf der Hochebene, reichlich mit Gesteinstrümmern erfüllt ist, während ihm am Fuß der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0393.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)