Seite:OberamtTuttlingen0403.jpg

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Der landwirthschaftliche Betrieb ist wegen des rauhen Klimas und des theilweise unergiebigen Bodens, auch des Mangels an Sinn für Verbesserungen, gegen die übrigen Orte des Bezirks etwas zurück; die Düngerstätten sind noch nach alter Einrichtung angelegt und die Jauche wird nicht mit der nöthigen Sorgfalt gesammelt. Zur Besserung des Bodens werden außer dem natürlichen Dünger noch Gips, Kompost und Asche angewendet. Die häufigsten Pflüge sind der Suppinger- und Setzpflug, auch Wende- und Häufelpflüge werden gebraucht; überdies befinden sich im Ort 3 eiserne Eggen und 4 hölzerne Walzen. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Haber, in der Brache baut man Kartoffeln, ziemlich viel Futterkräuter (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette) und Hanf für den eigenen Bedarf. Haber und Kartoffeln gerathen am besten. Von den Felderzeugnissen kommen alljährlich zum Verkauf etwa 1000 Scheffel Dinkel, 1500 Scheffel Haber und 10 Sch. Gerste; übrigens werden auch Brotfrüchte von außen eingeführt. Der Wiesenbau steht im Verhältnis zum Ackerbau sehr zurück, liefert jedoch ein gutes, nahrhaftes Futter, das im Ort selbst verbraucht wird.

Die Obstzucht beschränkt sich auf die um den Ort gelegenen Baumgärten und auf die Bepflanzung mit Kirschbäumen an der Hauptstraße; man pflanzt Luiken, Reinetten, Back- und Rothäpfel, Winterbirnen, Zweibutzer, Eier- und Zuckerbirnen, von Steinobst Zwetschgen, Pflaumen und Waldkirschen. Der Obstertrag wird im Ort grün oder gedörrt verspeist. Die Jungstämme sind gewöhnlich Wildlinge aus den Waldungen, die dann veredelt werden.

Die Gemeinde besitzt 950 Morgen Waldungen (Laub- und Nadelhölzer gemischt), deren jährlicher in 1100 F.-M. bestehender Ertrag theils als Holzgabe mit je 1/2 Klft. an die Ortsbürger vertheilt, theils für Gemeindebedürfnisse abgegeben wird. Der Rest wird zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 2000 fl. verkauft.

Eigentliche Weiden sind keine vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide wird um jährlich 400 fl. verpachtet; die gleiche Summe trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse ein, überdies bezieht diese noch 360 fl. aus Allmanden, welche größtentheils an Ortsbürger verliehen sind.

Neben unbedeutender Pferdezucht ist die Rindviehzucht in gutem Zustande und würde sich noch mehr vervollkommnen, wenn

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0403.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)