Seite:OberamtTuttlingen0416.jpg

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nur eine Spalte, die bald zu einer noch nicht untersuchten tiefen, nicht zugänglichen Kluft führt.

Das Klima ist, wie überhaupt auf dem Heuberg, rauh, windig und schädliche Frühlingsfröste, wie auch kalte Nebel kommen nicht selten vor. Hagelschlag war früher häufiger als in neuerer Zeit. Am 14. Juli 1807 Abends 10 Uhr vernichtete ein Hagelwetter in einer Viertelstunde den ganzen Ertrag der Markung und überdies wurden auf der Kirche und dem Pfarrhaus etwa 800 Dachplatten beschädigt.

Die Landwirthschaft wird, so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben, und zwar mit Anwendung des Suppinger- und Wendepflugs; auch sind zwei eiserne Eggen, eine Dreschmaschine zum Handbetrieb und mehrere Walzen im Ort. Die Düngerstätten lassen noch vieles zu wünschen übrig; als Düngungsmittel kommen die gewöhnlichen und von den Surrogaten Gips in Anwendung. Angebaut werden von den Getreidearten vorherrschend Dinkel und Haber, ferner Gerste (worunter wenig Wintergerste), Weizen, Roggen und gemengt Gerste und Linsen, wie auch Roggen und Dinkel. Von Brachgewächsen baut man Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter (dreiblätt. Klee, Esparsette, Luzerne, Zetterklee), Rüben, Ackerbohnen, Sommerreps, Mohn, Flachs und Hanf. Von den Felderzeugnissen können jährlich über den eigenen Bedarf 1200 Scheffel Dinkel, 1260 Scheffel Haber, 7 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Kleesamen nach außen abgesetzt werden. Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, 17 auf preußischem Gebiet, im Bärenthal liegende Morgen Wiesen können bewässert werden. Die Wiesen sind zweimähdig und der Futterertrag wird im Ort verwendet. Die Obstzucht ist unbedeutend und beschränkt sich auf spätblühende Kernobstsorten, vorherrschend Birnen, und von Steinobst auf etwas Zwetschgen. Der Obstertrag wird meist grün verspeist und nur wenig gemostet oder gedörrt. Die Jungstämme werden aus der Gemeindebaumschule bezogen. Die Gemeinde besitzt 81 Hektar vorherrschend Laubwaldungen, die jährlich 466 Raummeter und 2020 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Ortsbürger 4 Raummeter und 20 St. Wellen, während der Rest des Holzertrags zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 1000 fl. verkauft wird. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus 2843/4 Morgen Weide ein Pachtgeld von jährlich 600 fl., aus der Pferchnutzung 350 fl., aus Allmanden, von denen die 80 ältesten Bürger je 31/2 Morgen zur Benützung erhalten,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0416.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)