Seite:OberamtTuttlingen0419.jpg

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Glocke wurde aus einer uralten Glocke, die aus dem Egelsee gezogen worden sein soll, umgegossen und hat die Umschrift: Gegossen von A. Hugger in Rottweil 1864. Gott zur Ehr und den Menschen zum Heil.

Ferner befindet sich an der Mauer des an der Kirche gelegenen Friedhofs das hübsche Grabmal des Sebastian Schreier, geb. 18. Februar 1633, gest. 11. Juni 1693.

Die Kirche wurde im Jahre 1842 von der Gemeinde erkauft, welche sie auch zu unterhalten hat.

Auf das frühere Schulhaus wurde im Jahre 1850 ein Stockwerk aufgebaut und zur Pfarrwohnung eingerichtet. Die Unterhaltung hat die Gemeinde. Zum Schul- und Rathhaus dient ein im Jahre 1852 erkauftes Bauernhaus; es enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer und die Wohnungen beider Lehrer. Zwei Back- und vier Waschhäuser, die Privatleuten gehören, werden öffentlich benützt.

Durch den Ort fährt die Eisenbahn von Rottweil nach Tuttlingen und nördlich am Ort steht das freundliche Bahnhofgebäude „Rietheim“. Überdies berührt die Rottweil-Tuttlinger Landstraße den westlichen Theil des Orts, und eine Vizinalstraße geht nach Dürbheim und weiter auf den Heuberg. Über den Faulenbach führen zwei steinerne und eine hölzerne Brücke, deren Unterhaltung auf der Gemeinde ruht.

Die Markung ist reich an Quellen und der Ort hinlänglich mit gutem Trinkwasser versehen, das von 8 laufenden, 5 Schöpf- und 8 Pumpbrunnen geliefert wird; dieselben sind sämtlich Eigenthum von Privaten. Überdies ist eine Wette im Ort und läuft der Faulenbach an der Ostseite des Dorfes vorüber.

Die Einwohner, von denen gegenwärtig nur eine Person über 80 Jahre zählt, sind ein gesunder Menschenschlag, fleißig, betriebsam und ordnungsliebend; die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, nebenbei arbeiten manche, wie Schuhmacher, Schneider, Leine- und Strumpfweber, für größere Fabrikanten in Tuttlingen. Acht Wirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, ein Kaufladen und drei Kramläden, eine Mühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Gips- und Hanfreibe sind im Ort vorhanden. Die Vermögensumstände gehören zu den mittleren, der vermöglichste Bürger besitzt 80 M., der Mittelmann 15–20 und die ärmere Klasse 3–4 Morgen Grundeigenthum. Freiherr von Widerhold dagegen besitzt 522 Morgen, darunter etwa 330 Morgen Wald; seine Güter liegen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0419.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)