Seite:OberamtTuttlingen0431.jpg

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eine zweite in demselben Geschmack. Ein Rococokelch mit prächtigen Emails; ein weiterer mit sehr schönen Skulpturen, und ein Kreuz mit Emails zum Wettersegen; endlich ein gothischer Speisekelch mit Köpfen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung.

In dem im Jahr 1836 an der Ostseite des Kirchbergs neu angelegten, auch für Oberflacht dienenden ummauerten Friedhof stehen prächtige alte Schmiedeisenkreuze, die jetzt wieder in neuer angemessener Vergoldung strahlen.

Das schon sehr alte Pfarrhaus wurde 1828–29 erneuert und hat ein gutes Aussehen; seine Unterhaltung ruht auf der Stiftung; ebenso wie das hier oben stehende Kaplaneihaus und das ehemalige Meßnerhaus, jetzt Schulmeisterwohnung. Das Ganze ist samt dem schönen Pfarrgarten und dem noch besonders ummauerten auch noch mit Schmiedeisenkreuzen geschmückten alten Friedhof von sehr hoher Mauer umschlossen; im Westen führt ein großer rundbogiger von einem runden Thürmchen flankirter Eingang in das wohlverwahrte burgartige Anwesen.

Malerisch und in reizender Stille liegt ferner eine schwache Viertelstunde nordwestlich von der Kirche, auf dem schmalen zwischen dem Schönbach und der Elta hinlaufenden Hügelrücken das Euchariuskirchlein und bildet mit dem in seiner Nähe stehenden großen Nußbaum eine Zierde der Gegend. Das Kirchlein ist noch ganz im gothischen Stil erhalten und in wohlthuenden Verhältnissen erbaut; nur daß die Spitzbogenfenster ihre Füllungen verloren haben. An sein Schiff mit alter flacher Holzdecke stößt ein schmälerer vieleckig geschlossener, mit Strebepfeilern besetzter Chor, übersprengt von zwei schönen, auf zierlichen Tragsteinen aufruhenden Rippenkreuzgewölben. Einer der Schlußsteine zeigt einen Schild mit dem Zeichen des Baumeisters, der andere eine räthselhafte, figürliche Darstellung. Die drei Altäre haben, gleich wie die Kanzel, sehr reichen Spätrenaissancestil, die Gemälde der Seitenaltäre die Jahreszahl 1721; auf dem südlichen steht eine schöne gothische h. Anna (Holzbild). Der Triumphbogen ist halbrund, und über ihm sitzt auf dem First ein hölzerner Dachreiter mit zwei kleinen Glocken.

Im Ort besteht noch ein kleines Kapellchen.

Das Schul- und Rathhaus, ein ansehnliches, 1830 errichtetes Gebäude, steht im Ort, enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Unterlehrers, sowie die Gelasse für den Gemeinderath. Der Schulmeister wohnt auf dem Kirchberg (s. o.)

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0431.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)