Seite:OberamtTuttlingen0433.jpg

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wird, meist an den flach hinziehenden Ausläufern der Berge gelegen, und hat im Ganzen einen fruchtbaren, vielfach aus Lehm und Humus gemischten Boden, der in der Nähe des Orts tiefgründig, an den Bergabhängen steinig (Verwitterungen des braunen und weißen Jura) ist. – Steinbrüche bestehen für den Ortsgebrauch mehrere in braunem und weißem Jura. Töpferthon und sog. Kies (weißer Juraschutt) wird gewonnen.

Das Klima ist ziemlich mild, Obst geräth, namentlich die späteren Sorten, während die frühen nicht selten durch Frühlingsfröste, kalte Nebel, mitunter auch durch den Föhn, leiden. Hagelschlag selten; der Lupfen bildet eine Wetterscheide.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des sog. Marbacher- und des Wende-Pflugs gut und umsichtig betrieben; die Gemeinde besitzt eine eiserne Egge und eine Feldwalze, die fleißig benützt werden. Zur Besserung des Bodens kommen, außer den in gut angelegten Dungstätten gesammelten Düngungsmitteln, Gips, Hallerde, Kompost und Asche in Anwendung.

Man baut vorzugsweise Dinkel und Gerste, weniger Haber und Mischelfrucht; viel dreiblättrigen Klee und Esparsette, Kartoffeln, Flachs und Hanf; über den eigenen Bedarf können verkauft werden 800 Scheffel Dinkel, 100 Scheffel Gerste und Haber; der Absatz geht nach Tuttlingen und Villingen.

Der Wiesenbau ist beträchtlich und liefert ein gutes Futter, das im Ort verbraucht wird.

Die Obstzucht nimmt zu, härtere Kernobstsorten, sowie Zwetschgen und Pflaumen gedeihen gerne, das Obst wird meist zum Ortsverbrauch gemostet und gedörrt. Zwei Gemeindebaumschulen und ein in Hohenheim unterrichteter Baumwart sind vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 860 Morgen vorherrschend Nadel- und gemischte Waldungen, die jährlich 260 Klafter und 26.000 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger den Geldwerth eines Klafters, der übrige Erlös, 1000–1200 Gulden, fließt in die Gemeindekasse. Überdies bezieht dieselbe aus 70 Morgen eigentlicher Weide nebst der Brach- und Stoppelweide 600 Gulden, von der Pferchnutzung 400 Gulden; und aus den vorhandenen, verliehenen Allmanden von jedem Bürger 1 fl. 30 kr., ferner aus eigenen Grundstücken jährlich 100 fl.; – für die Farrenhaltung sind weitere 8 Morgen (Wiesen) bestimmt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0433.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)