Seite:OberamtTuttlingen0440.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die nicht große, von Südost nach Nordwest in die Länge gedehnte Markung, von der ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat soweit sie für den Feldbau benützt wird eine flachwellige Lage, theils im Donauthal, theils auf dem Heuberg, und einen meist ergiebigen etwas hitzigen kalkhaltigen Boden, der in der Thalebene aus fruchtbaren Alluvionen, auf der Höhe aus den steinigen Zersetzungen des weißen Jura besteht. Die klimatischen Verhältnisse gleichen denen im benachbarten Nendingen. Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft wird im Ganzen gut betrieben, nur sind die Wege zu dem (auf dem Heuberg gelegenen) „Bergfeld“ sehr steil und schwer zu befahren. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt noch Gips in Anwendung. Der Suppinger-Pflug ist fast allgemein, eiserne Eggen, Walzen, 4 Dreschwalzen und eine Futterschneidmaschine sind im Gebrauch. Man baut vorherrschend Dinkel, Gerste und Haber, ferner Kartoffeln, Hanf, dreiblättrigen Klee, Esparsette, und verkauft in guten Jahren 150 Scheffel Dinkel, 100 Scheffel Gerste, 50 Scheffel Haber in Tuttlingen, ferner 600–700 Zentner Kartoffeln und 4 Zentner Hanf.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futter meist gut, mitunter aber sauer; die Wiesen sind zweimähdig und können aus der Donau bewässert werden; Futter wird noch zugekauft.

Die Obstzucht ist unbedeutend, das Obst geräth nicht gern; die Jungstämme werden aus dem Kern gezogen.

Die Gemeinde besitzt 800 Morgen gemischten Wald, der jährlich 768 Festmeter neben den zugehörigen Wellen liefert; hievon erhält jeder Bürger 5 Raummeter und 50 St. Wellen; das übrige Holz wird verkauft und trägt der Gemeinde jährlich 1500 Gulden ein.

Die Weiden (60 Morgen) sind mittelmäßig, werden mit fremden und einheimischen Schafen befahren, und bringen der Gemeinde nebst der Brach- und Stoppelweide jährlich 400 fl., die Pferchnutzung 160 fl. ein.

Die Allmanden sind an die Bürger verliehen, 50 Morgen davon verpachtet und werfen jährlich 200 fl. ab.

Außerdem besitzt die Gemeinde eigene Wiesen, die theils selbst umgetrieben werden zur Farrenhaltung, theils um 100 fl. verpachtet sind.

Die Pferdezucht ist unbedeutend, man hält etwa 30 Pferde, die Rindviehzucht (Simmenthalerrace) dagegen gut, und wird durch zwei Farren von derselben Race nachgezüchtet, welche die Gemeinde

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0440.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)