Seite:OberamtTuttlingen0444.jpg

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Der Begräbnisplatz wurde in neuerer Zeit hinter der Kirche angelegt und neuestens mit einem eisernen Gitter abgeschlossen. Man hat von ihm aus einen schönen Blick hinein in das stille, von Wald umkränzte Wiesenthal des Rohrbrunnenbachs. Der frühere einst ummauerte Kirchhof ging um die Kirche, die an der Stelle einer alten Wallfahrtskapelle errichtet wurde; jetzt ist hier ein freier Platz vor der Kirche angelegt.

Das massiv, mit starken Mauern erbaute Pfarrhaus, die ehemalige sog. Klause (Nonnenkloster), steht bei der Kirche und wird von der Stiftungspflege unterhalten.

Das im Jahre 1827 erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des ersten Schulmeisters.

Das Rathhaus, errichtet in den Jahren 1839/40, enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath ein Schulzimmer, II. Klasse, und die Wohnung des zweiten Schulmeisters. Außerdem bestehen eine Kleinkinderschule und im Winter eine Industrie- und eine landwirthschaftliche Abendschule. Überdies gehören der Gemeinde ein Backhaus, drei Waschhäuser und ein Armenhaus.

Vizinalstraßen gehen von hier nach Schwenningen, Tuttlingen, Öfingen und Schura; im Ort befinden sich zwei steinerne Brücken über ein Bächlein, das von der Quelle des Rohrbrunnens herkommt, sowie drei Stege; außerhalb des Orts 6 steinerne Brücken über den Kraienbach und zwei hölzerne Stege; sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Der Ort ist hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen, Wassermangel entsteht nie; laufende Brunnen bestehen im Ort nur zwei, dagegen 81 (öffentliche und Privat-) Pumpbrunnen und 4 Ziehbrunnen. Einige Brunnen sind schwefelhaltig.

Auch die Markung ist reich an Quellen; die drei bedeutendsten sind der Reifenbrunnen, der Sibyllenbrunnen und der Röhrenbrunnen. Überdies fließt am Ort vorüber der zuweilen austretende Kraienbach, in welchen am Ort der Röhrenbrunnenbach mündet.

Die im allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig acht Personen 80 und darüber Jahre zählen, sind fleißig, betriebsam, sparsam und für bessere Bildung empfänglich; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Von den Gewerben sind die Schuster, von denen viele nach Tuttlingen arbeiten, am stärksten vertreten; überdies sind vorhanden eine Harmonikafabrik mit 10–12 Arbeitern (Absatz hauptsächlich in die Schweiz), eine Dosenfabrik betreibt nur

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0444.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)