Seite:OberamtTuttlingen0445.jpg

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ein Meister (Absatz im Land und zum Theil nach Amerika), eine Ziegelei liefert sehr gute Ware, eine Lampendochtfabrik mit 2 Stühlen (Absatz in die Schweiz und viel nach Stuttgart), eine Öl- und Malzschrotmühle im Ort und zwei Mahlmühlen außerhalb desselben, mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, von denen eine noch mit einem Ölgang und einer Hanfreibe versehen ist. Sägmühlen bestehen zwei, Schildwirthschaften sieben, worunter drei mit Bierbrauereien, Kaufläden drei und ein Kramladen. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im allgemeinen gut; der vermöglichste Bürger besitzt 112 Morgen Feld und etwa 20 M. Wald, der Mittelmann 20–40 M. Feld und die ärmere Klasse ist auf den Allmandgenuß beschränkt. Nur 8 Personen erhalten Gemeindeunterstützung.

In Thalheim sind geboren, als Söhne eines Landwirths, der Theolog Matthias Schneckenburger und der als Dichter der „Wacht am Rhein“ bekannt gewordene Kaufmann Max Schneckenburger. Ersterer geb. 17. Januar 1804 wurde in den Seminarien zu Urach und Tübingen gebildet, hielt, nach längerem Aufenthalt in Berlin, als Repetent in Tübingen 1828 ff. theologische Vorlesungen, wurde 1831 Helfer in Herrenberg, 1834 Professor der Theologie in Bern, starb daselbst 13. Juni 1848. Das Nähere über sein Leben und seine Bedeutung als theologischer und kirchenpolitischer Schriftsteller, der sich durch Scharfsinn und Feinheit, insbesondere in der Vergleichung der kirchlichen Lehrbegriffe, auszeichnete, bei Hundeshagen in Herzogs Realencykl. für prot. Theologie XIII. 509 ff.

Max Schneckenburger, geb. 27. Febr. 1819, besuchte die lateinischen Schulen in Tuttlingen und Herrenberg, kam dann in eine kaufmännische Lehre zu Bern, von wo aus er im 19. Jahr auf einer Geschäftsreise Frankreich und England sah. Zu Anfang der 40ger Jahre siedelte er sich in Burgdorf, Kantons Bern an, wo er eine noch bestehende Eisengießerei gründete und eine Pfarrtochter aus seinem Geburtsort als Gattin heimführte. „Sein Herz hieng unverrückt an der deutschen Heimat und er gedachte auch dorthin bleibend zurückzukehren, als ihn rasch in der Blüte des Mannesalters der Tod hinwegraffte. Er starb, 30 Jahre alt, am 3. Mai 1849 zu Burgdorf, wo ein eisernes Kreuz seinen Hügel schmückt. Ein warmes, deutsches Herz, ein hoher, sittlicher Ernst, eine schöne, über den nächsten Berufskreis hinausgehende Bildung, ein scharfer Verstand, ein klarer, oft wahrhaft prophetischer Blick spricht sich in seinen nachgelassenen Briefen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0445.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)