Seite:OberamtTuttlingen0485.jpg

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aus den Zersetzungen des schwarzen Jura (Lias) bestehenden tiefgründigen Boden, dem zum Theil eine ziemliche Lehmbedeckung zukommt und der nicht leicht zu bearbeiten ist. Ein Steinbruch besteht im feinkörnigen Keupersandstein; Liaskalk und Liasschiefer wird beliebig auf den Feldern gebrochen, Lehm und Sandgruben sind vorhanden.

Das Klima ist etwas rauh, zumal auf der Höhe, die Nächte sind im Sommer etwas kühl, Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen öfters vor. Gurken, Bohnen und andere Gartengewächse gedeihen noch. Gewitter sind häufig, Wetterscheiden bilden der Heuberg und das Neckarthal; Hagelschlag kommt dagegen ganz selten vor.

Die Landwirthschaft wird gut und umsichtig betrieben und der Boden durch Dünger und den Pferch, sowie durch Gips, Asche und Kompost möglichst zu verbessern gesucht. Leider sind die Dungstätten zum Theil noch nach altem System angelegt und nicht eingemauert. Dagegen sind Walzen, Futterschneidmaschinen und der Kartoffelhäufelpflug eingeführt; bei dem schweren thonigen Boden können sonst nur die Wendepflüge zur Anwendung kommen.

Man baut hauptsächlich Dinkel, der am besten geräth, und Haber, dann Gerste und Roggen, letzteren zum Theil gemischt mit Linsen oder Ackerbohnen, dann viel Kartoffeln, von Handelsgewächsen Hanf, von dem auch nach außen verkauft wird, weniger Mohn und Flachs. Der Futterkräuterbau mit Klee, Esparsette und Graswicken ist namhaft. Von den Getreide-Früchten, die zu den schwersten in der Umgegend gehören, wird besonders auf der Fruchtschranne in Villingen Stadt verkauft; von Dinkel etwa 200, von Haber 100, von Gerste 20–30 Scheffel.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futter gut; die Wiesen sind zweimähdig, von denen im Thal etwa 4 Morgen bewässerbar. Es kann noch Futter verkauft werden. Der Gemüsebau dient nur dem eigenen Bedarf.

Dagegen ist die Obstzucht im Zunehmen und wird stark betrieben, das Obst geräth gerne, hauptsächlich Äpfel, Birnen, Zwetschgen; man pflanzt vorzugsweise Süßäpfel, Winteräpfel, Muskateller-, Zucker- und Wendelsbirnen. Eine Gemeindebaumschule, in der die Jungstämme gezogen werden, und ein Baumwart sind vorhanden. Das Obst wird theils gemostet, theils gedörrt, und in guten Jahrgängen können etwa 150 Säcke nach außen verkauft werden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0485.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)