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die Bürger vertheilt sind, und für welche jeder Bürger jährlich 45 Kreuzer entrichten muß; weitere verpachtete Güterstücke auf dem Berg tragen der Gemeinde jährlich ungefähr 15 Gulden ein.

Die Pferdezucht ist von gar keiner Bedeutung und die Pferdehaltung hat, seit die Eisenbahn erbaut ist, abgenommen. Die Viehzucht dagegen ist so beträchtlich, wie in den Nachbarorten; man hält eine Kreuzung von Landrace und Simmenthalerrace, und die Gemeinde hat zwei Farren von letzterer Race aufgestellt. Viehaustrieb findet im Herbste noch statt.

Ein fremder Schäfer läßt den Sommer über etwa 110 Stück deutsche Mutterschafe auf hiesiger Markung laufen.

Die Schweinezucht (halbenglische Race) ist bis jetzt noch nicht bedeutend, die Ferkel bezieht man von außen; dagegen ist die Schweinemastung, mit Absatz an Händler und Metzger, nicht unbeträchtlich.

Eine Industrieschule besteht.

Von Stiftungen für Armenunterstützung sind vorhanden 1300 Gulden, wovon Pfarrer Zieger 1000, Bauer Zepf 300 Gulden stiftete.

Von Resten aus der Vorzeit ist nennenswerth: durchs Thal zog eine Römerstraße, „alte Heerstraße“, westlich am Ort vorbei. Auf dem Fürstenstein stand früher eine Burg, man sieht noch den Graben an der Ostseite. Auf den Anhöhen findet man noch Spuren früheren Ackerbaues und am Dorf stößt man häufig auf Grundmauern; dasselbe soll früher größer gewesen sein.

Weilheim. (Dr. Lor. Lang, Geschichte von Weilheim, 30 S., Tüb. 1856).

Kl. St. Gallen hat um 1200 hier ein Gut (Tradd. S. G.), und der Ort ist daher wahrscheinlich identisch mit dem in Verbindung mit Rietheim 15. Jan. 786 genannten Amalpertiwilare, zumal er in der Folge Wiler heißt (so im liber marcarum 1360–70 als Filial von Wurmlingen). Vom Kl. St. Gallen kam Weilheim mit Wurmlingen an die Herrschaft Konzenberg, deren Schicksale es theilte. Das ehmalige Schloß Fürstenstein hat ohne Zweifel von dem Fürst von Konzenberg seinen Namen. Auf demselben hausten nach der Angabe des Konzenberger Urbars von 1489 ehedem Freiherrn, darunter vielleicht der in dem Salemer Traditionenbuch genannte Bertholdus de Vurstinstein, Bruder des Abts Heinrich v. Reichenau, 1207–34, eines Herrn v. Karpfen. Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrh. 31, 85. Die Kirche ist dem St. Georg geweiht, und es hatte der jeweilige

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0493.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)