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Ferner bestehen 8 Kauf- und Kramläden, darunter 3 größere, 5 Bierbrauereien, alle mit Schildwirthschaften verbunden, und weitere 5 Wirthschaften; Mühlen 2 innerhalb des Orts, jede mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, (zu einer der beiden gehört auch eine Sägmühle), und eine, die sog. Beimühle, außerhalb des Orts, mit einem Mahlgang und einer Hanfreibe. Der Holzhandel geht stark nach Stuttgart, an den Rhein und in das Elsaß.

Die ziemlich große gegen Nordosten weit ausgreifende Markung hat einen mittelfruchtbaren, leichten, hitzigen, mitunter steinigen Boden, der meist von den Zersetzungen des weißen und zum Theil des braunen Jura herrührt, im Thale jedoch durch Anschwemmungen tiefgründiger und fetter geworden ist, und sich hier gut für den Acker- und Wiesenbau eignet.

Sechs Steinbrüche im weißen Jura (nur zu Straßenbeschläg) bestehen auf der Markung, desgleichen eine Lehmgrube, eine Kiesgrube und eine Töpferthongrube, letztere eine Viertelstunde südwestlich vom Ort. Erzgruben befanden sich einst im „Eichenkayh“ (Eichengehäu) und im „Pfingststöck“.

Das Klima ist ziemlich rauh, die Nächte sind kühl, doch gedeihen noch Gartenbohnen; Frühlingsfröste und kalte Nebel schaden nicht selten, Gewitter sind häufig, eine Wetterscheide bildet die Einsenkung des Heubergs bei Dürbheim und der Kapf (bei Wurmlingen); Hagelschlag kommt nicht oft vor.

Die Landwirthschaft wird sehr gut und umsichtig betrieben, leider ist der für den Feldbau benützbare Theil der Markung für die Gemeinde zu klein; verbesserte Ackergeräthe haben fast allgemein Eingang gefunden, Ackerwalzen sind mehrere vorhanden, Dreschwalzen 10–12, und eine Dreschmaschine; Strohschneid- und Futterschneidmaschinen sind ziemlich zahlreich; eine eiserne Egge besitzt die Gemeinde. Am verbreitetsten ist der amerikanische Wendepflug; die Düngerstätten sind meist gut angelegt und die Jauche wird sorgfältig gesammelt, auch Gips, Asche und Kompost angewandt.

Zum Anbau kommen Dinkel und besonders Gerste, etwas Roggen und Weizen; Haber und Ackerbohnen gedeihen nicht gut, dagegen Kartoffeln sehr gut; der Futterkräuterbau, besonders mit Klee und Esparsette, ist von Bedeutung, Flachs und Hanf wird nicht über den eigenen Bedarf gebaut; auch Hopfen und Hülsenfrüchte werden gezogen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0501.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)