Seite:OberamtTuttlingen0506.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Der neue Schulfonds.

Die alte Schulstiftung wurde durch Aufhebung des Frauenklosters, Klausur (s. oben), gewonnen, und bildet einen integrirenden Theil der Kirchenpflege.

Aus dieser alten Stiftung (Klausurpflege) bezog die Gemeinde früher jährlich 6 fl. für Herbeiführung des Schulholzes. Als das Holz später in Folge der allgemeinen Schulordnung unentgeltlich beizuführen war, sollten diese 6 fl. jährlich auf die Schulbibliothek verwendet werden, zu welch’ letzterem Zweck die Gemeinde gleichfalls 6 fl. beizusteuern hatte. Diese beiden Revenuen, zusammen 12 fl., wurden mit den Christenlehr- und Schulversäumnisstrafen zur Gründung eines neuen Schulfonds verwendet, dem in Folge des Schulgesetzes von 1836 durch Vakaturgefälle der Schulstelle beträchtlichere Mittel zuflossen. Als dieser Schulfonds 1843 in die Verwaltung der Stiftungspflege übergieng, betrug das Kapital 414 fl. Gegenwärtig können aus dem laufenden Fonds außer den laufenden Unkosten die Schulbedürfnisse armer Kinder mit 20 fl. und Lehrmittel bis zu 40 fl. pro Jahr bestritten werden.

Von Spuren aus der Vorzeit nennen wir: eine Römerstraße, die sog. „mittlere Straße“, zog, von Spaichingen herkommend, westlich am Ort vorbei; eine zweite berührte den östlichen Theil der Markung, es ist die von Böttingen nach Tuttlingen ziehende. Auf der Flur „Burgsteig“ oder im „Weilerthal“ beim Weilerweg stand vermuthlich eine römische Niederlassung.

Am Südwest- und am Nordostende des Dorfes fand man zu verschiedenen Zeiten alemannische Reihengräber mit sehr reichen Inlagen, Eisenwaffen, Gold- und Silberschmuck mit eingesetzten Steinen und Glasflüssen, Elfenbeinkämmen, Pferdsgeschirren, tauschirten Schnallen und Beschlägen, sehr schönen Glas-, Thon- und Bernsteinperlen, reich ornamentirten Thongefässen, einem Erzgefäß (Schüssel) und einem großen, kelchförmigen Glasgefäß.

In einem Grab stieß man auf eine junge weibliche Leiche, welcher die schönsten der obgenannten Schmuckgegenstände beigegeben waren. Die höchst werthvollen Funde befinden sich jetzt in der Königl. Staatssammlung vaterländischer Alterthümer in Stuttgart.

Es wurden Skelettreste von 40 Erwachsenen und 5 Kindern von Professor Haßler gesammelt. (S. Verhandlungen des Vereins

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 506. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0506.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)