Seite:OberamtTuttlingen0508.jpg

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Wichtige Flurnamen sind folgende: Streitwiese, Burgsteig, Dietfurth, Weilerweg, Weilerthal, Weilerwald, nordöstlich vom Ort Burg, in der Nähe Stadtbrönnele. Wurmlingen soll früher viel größer gewesen sein und 6–700 Bürger gehabt haben; es hat noch eine „Kaufgasse“ und einen „Marktplatz“, was auf frühere Marktgerechtigkeit hinweist.

Über hiesige Volkssagen siehe oben im allgemeinen Theil.

Wurmlingen. Das Wappen Wurmlingens ist ein Wurm. Der Name[1] stammt vom a. d. Personnamen Wurmheri. Der Ort kommt 797 zum erstenmale vor bei einer Schenkung an’s Kl. St. Gallen. 868 besteht die dem h. Gallus geweihte Kirche, und wird in ihrer Vorhalle von Seiten des Klosters Verhandlung gepflogen (s. Rietheim). Dasselbe erwarb nach und nach den ganzen Ort, trat ihn aber 1299 an’s Domkapitel Konstanz ab, dem 1301 Gr. Fridrich von Zollern sein von St. Gallen und nun von Konstanz zu Lehen gehendes Vogtrecht übergab. Ministerialen der Grafen von Zollern waren die Herren von Wurmlingen, wovon Fridrich und Heinrich 1252, Albert 1261 vorkommt.

1300 wurde Wurmlingen der Hauptort der vom Domkapitel erworbenen Herrschaft Konzenberg und theilte von da an deren Schicksale.

Neben Konstanz waren besonders noch die Herren von Lupfen in Wurmlingen begütert und vergaben u. a. 1/4 des großen Kornzehntens. Auch die Kl. Rottenmünster und Amtenhausen hatten Besitz, ferner die Maier von Trossingen, und 1358 sitzt Peter von Emmingen hier, 1431 Heinr. von Nusplingen, 1496 Junker Ruf von Reischach (Sattl. H. 1 Beil. 7). Das alte Schloß, den Sitz der Konzenbergischen Obervögte, erwarb 31. Apr. 1607 der Domprobst Marx Sittich von den Herren von Humptbiß um 8000 fl. (St. Arch.). 1775 wurde es erneuert. 1806 bis 3. Nov. 1810 hatte der Forstmeister des damaligen Oberforstamts Tuttlingen seinen Sitz darin; später war es der Sitz des Kameralamts, und als letzteres 1875 nach Tuttlingen verlegt ward, wurde es von der Gemeinde angekauft und zum Schulhause eingerichtet. – Im Jahre 1601 starben in Wurmlingen an der „Pest“ 128 Personen (Pfarrchron.);


  1. Vgl. Uhlands Schriften 8, 334 ff., wo auch bemerkt ist, daß ein Zusammenhang zwischen unserem Wurmlingen und dem bei Rottenburg nicht nachzuweisen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0508.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)