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und anderen stechenden Werkzeugen zugespitzt und zugeschliffen. 3) Steinbeile in Gestalt einfacher Keile oder in Hammerform mit gebohrtem Loch sind mit Vorliebe aus dunkeln Hornblendegesteinen hergestellt. 4) Spinnwirtel und rohgebrannte, durchbohrte Thonknollen, sog. Webergewichte zeigen die Bekanntschaft mit den Gespinnstpflanzen, deren Samen in den Pfahlbauten ganz gewöhnlich sind. Es war, kurz gesagt, Ein Volk, das am See saß und dort dem Fischfang oblag und zugleich auf der Höhe des Twiel, als heiligen Berges, zu Opfern und Messen zusammentrat.

Kaum wird es einem Widerspruch unterliegen, diesen Höhenkult mit altgermanischen Sitten und Bräuchen in Zusammenhang zu bringen, umsoweniger als sich in der Schutthalde am Twiel bereits auch Scherben römischer Sigelerde und Bronzen finden. In diese Zeit fällt dann wohl auch die am Fuß des Hohentwiel 1821 ausgegrabene Urne, welche im Rosgarten zu Konstanz aufbewahrt wird und durch eine damals entstandene Lithographie der Vergessenheit entzogen ist. Hienach war „diese Urne mit Staub und Menschenknochen zur Hälfte angefüllt, oberhalb stand ein Schüsselchen, das mit gelbem Staub erfüllt und mit einem weißen Götzenbildchen bezeichnet war. Selbe wird im Konzilium-Saale in Konstanz aufbewahrt.“ Staub, Knochen und bemalte Schüssel sind indessen verschwunden. Mit der römischen Zeit aber verlassen wir die Prähistorie und treten in den Rahmen der Geschichte ein.

Hieran schließt sich die eigenthümliche und reiche Flora.

Flora des Hohentwiel mit Umgebung[1].

Bäume und Sträucher. Der Eibenbaum (Taxus baccata) ist früher im Walde beim Bruderhof wild gewachsen. Ein erstarkter Baum in einer verlassenen Pflanzschule, im sogen. Großtannenwald, stammt nach der Aussage alter Forstmänner aus dem Walde beim Hof und wurde als einziges Exemplar gewissermaßen geflüchtet. Die Wiesen in der Nähe des ursprünglichen Standortes heißen Iben = Eibenwiesen.


  1. Von Revieramts-Assistent Karrer auf dem Bruderhof.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0524.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)