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Eine Vergleichung dreier so verschiedenen Beobachtungsgebiete (Jura, Hohentwiel und sandige Ebene) war zu lockend und so mögen diese Zahlen einstweilen hier stehen, zugleich als Maßstab unserer augenblicklichen Kenntnis der Floren.

Bei Vergleichung dieser Zahlen fällt sofort die geringe Anzahl der gemeinschaftlichen Arten auf, sie beträgt nur 9 %. Dieß erklärt sich sowohl aus der geognostischen Verschiedenheit der Böden, als auch Tuttlingen gegenüber noch aus dem klimatischen Unterschied. Der Bodeneinfluß zeigt sich am deutlichsten bei der Gruppe 4) Unkräuter, Wegelagerer etc. Hier, wo sich am Ende eine gewisse Gleichförmigkeit erwarten ließe, Tuttlingen liegt ja nur wenige Stunden vom anderen Gebiete entfernt, sind nur 11 bis 12 % gemeinsam, so verschieden verhalten sich, in Verbindung mit dem Klima, Kalk, Sand und der Hohentwieler Boden. Daß bei dieser Gruppe der Hohentwiel mit 37 % betheiligt ist, zeigt schlagend den Reichthum dieses so kleinen Gebiets.

Bei dieser Gelegenheit seien vor allem diejenigen Pflanzen, welche mit dem Weinbau gehen, oder überhaupt wärmere Gegenden lieben, erwähnt. Es sind: Panicum sanguinale; P. verticillatum; Allium vineale; Muscari racemosum; Polycnemum arvense; Amarantus retroflexus; A. Blitum; Aristolochia Clematitis; Physalis Alkekengi; Chondrilla juncea; Lactuca Scariolia; Hyssopus officinalis; Reseda luteola; Portulaca oleracea; und in gewissem Sinn auch Isatis tinctoria, Diplotaxis tenuifolia und Erucastrum incanum.

Die 12 Arten Felsenpflanzen des Hohentwiel kommen sowohl auf Jura als auf anderem Gestein vor, nur möchte unsere Draba aizoides, welche von Koch als Varietät montana von der Stammform abgezweigt und speziell den Kalkbergen zugezählt wird, eine Ausnahme machen. Verfasser dieses hat übrigens selbst an den unzugänglichsten Felsen noch kein Individuum dieser Draba gesehen.

Die 3 erwähnten Farne sind bis jetzt nach Döll weder in den Juragegenden noch auf Molasse beobachtet worden, sondern nur auf Granit, Sandstein und vulkanischen Gebilden; anderwärts in Deutschland auch auf Thonschiefer. Bei Sendtner (Vegetationsverhältnisse etc.) nur septentrionale auf Granit und Diorit, die anderen Arten fehlen. Es wäre übrigens höchst voreilig, hier Schlüsse zu ziehen, da eine oder die andere Art auch sonstwo noch aufgefunden werden dürfte.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0536.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)