Seite:OberamtTuttlingen0551.jpg

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In diesem Christophsbau verbergen sich nun die sehr starken, viel sorgfältiger als in späterer Zeit, aus Bruchsteinen (Klingstein) aufgeführten Umfassungsmauern der ursprünglichen mittelalterlichen Burg; dieselben bilden ein etwas verschobenes Rechteck, an der Westseite 34, Südseite 22, Ostseite 28,7, Nordseite 25,3 m lang, gegen Osten (Landseite) 2,15, an den übrigen drei Seiten je 1,90 m dick. Wie neueste Nachgrabungen untrüglich ergaben, fiel von diesen drei Seiten aus der Berg steilfelsig ab, sodaß die Mauern am obersten Rande standen. Heutzutage breitet sich vor ihnen nach allen drei Richtungen weit hinaus ebener Grund, mit Gewölben darunter, weil man in der späteren Festungszeit die Werke nach allen Seiten weit hinausrückte, um Kasematten und darüber oben in der Festung mehr Raum zu bekommen. In zwei Etagen gehen jetzt oben um den Berg die mit Thürmen, Rondelen und Sternschanzen besetzten Ringmauern, nunmehr dem Berg, der früher entschieden spitziger und dem seiner vulkanischen Brüder ähnlicher war, den so massenhaften, schwer- und plattköpfigen Umriß gebend. An den Mauern dieser alten Burg bemerkt man nirgends ursprüngliche Fensteröffnungen; nur an der Westseite steht ein halbzerstörtes spitzbogiges Portal, gegen innen mit breiter stichbogiger Einfahrt. Links vor dem Hereintreten schauen jetzt aus dem Boden die im Kreis aufgemauerten Grundreste einer früheren Windmühle. Die alten Umfassungsmauern der Burg ruhen sofort auf dem zubehauenen natürlichen Felsen, der an der West- und Südseite 2 Fuß hoch herausragt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese noch 30–35′ hohen den jetzigen Schloßhof umschließenden Mauern in sehr frühe Zeit zurückreichen. Das Spitzbogenportal weist auf das 13. Jahrhundert, doch mögen die Mauern selbst viel älter sein. 1

Südlich und nördlich von der Herzogsburg sind ebenfalls noch Ruinen großer Gebäude (s. u.), und noch beinahe ganz sind die Umfassungsmauern der Festung erhalten, der Bildung des Berges folgend, und ihn beträchtlich verbreiternd (s. o.), oft in spitze Schanzen hinausspringend, mit Thürmen und Halbrondelen besetzt, an der Südwestecke mit jenem ganz kolossalen, im 16. Jahrhundert höchst solid erbauten, jetzt mit klaffenden Eingeweiden am Felsabhang hängenden Rundthurm (das Rondel Augusta); innen läuft in der Mitte eine halbzerfallene steinerne Wendeltreppe hinab. Wasser lieferten auf der oberen Burg vier noch sichtbare rund ausgemauerte Cisternen, in der untern eine.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0551.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)