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Niederlassungen. Eine ziemlich bedeutende römische Niederlassung lag beim „Remishof“, wo noch künstliche z. Th. gemauerte Terrassen zu sehen sind, und daran anschließend eine, näher gegen Singen, auf der „Burg;“ hier soll früher Singen gestanden sein. Dann auf „Römerziel“, östlich vom Bruderhof, auf württembergischem Gebiet, standen ebenfalls römische Gebäude.

Der Hohentwiel selbst war unstreitig von den Römern besetzt, wie jetzt untrüglich die ebenfalls durch die neuesten Grabungen aufgedeckten röm. Siegelerdescherben beweisen. Auch da wo jetzt die Maierei, der Hof Hohentwiel, liegt, woselbst auch ein laufender Brunnen, standen römische Gebäude; man fand hier neben anderem Bauschutt einen schönen römischen Siegelring von Silber mit einer Gemme, auf der eine Figur, wie es scheint, eines vergötterten Kaisers, eingeschnitten ist (jetzt im Rosgarten).

Geschichte[1].

Dieser historisch merkwürdigste Punkt des Hegau[2] tritt aus dem Dunkel erst mit dem Anfang des neunten Jahrhunderts. Von römischem Ursprung berichtet die Geschichte nichts, wohl aber mit hoher Wahrscheinlichkeit die Alterthumswissenschaft, vielleicht auch der Name. Denn wenn derselbe weder aus dem Deutschen noch aus dem Keltischen mit Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden kann, warum sollte die erstvorkommende Form Duellum nicht die ursprüngliche sein, da aus derselben die deutsche mit noch größerer Regelmäßigkeit sich gebildet haben würde, als Ziegel aus tegula (aus der media D die tenuis T, aus e ie)[3]? – Vom Jahr 806 wird, noch nicht mit einiger Sicherheit, berichtet, daß Pipin, Karls des großen Sohn, Besitzer der Burg gewesen. Ebenso unverbürgt ist, daß unter K. Ludwig dem Frommen 814–840 sich Mönche auf dem Berg angesiedelt. An der Grenze des neunten und zehnten Jahrh. kamen die sog. Kammerboten Erchanger und Berchtold in den Besitz. Sie verstärkten


  1. Vgl. v. Martens Gesch. von Hohentwiel, wo die sonstige Literatur verzeichnet; zu der älteren Zeit: Stälin, Wirt. Gesch. und Meyer von Knonau’s Ausgabe von Ekkeh. Cas. S. Galli; zum 30jähr. Krieg: Bürster Schwedenkrieg.
  2. Den Namen bringt Buck mit der (spirirten) Ach in Verbindung Württ. Vierteljahrsh. f. Landesgesch. 1878. S. 123.
  3. Möglicherweise doch nur aus Hohenwyl (villa) durch Einschiebung von t entstanden. (?)
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0561.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)