Seite:OberamtTuttlingen0566.jpg

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verhandelt, scheint aber nicht zum Abschluß gekommen zu sein, zumal Ulrich sich bald nach Hessen um Hilfe wandte, die zu seiner Wiedereinsetzung führte. Im Vertrag von Kaaden sollte er Hohentwiel herausgeben, ebenso nach einem mit Erzh. Ferdinand 21. Aug. 1535 zu Wien geschlossenen Vertrag gegen 10.000 fl. und Befriedigung des Klingenbergers, gab es aber nicht heraus, und da auch jener den Vertrag nicht vollzog, bat er 24. Juni 1536 den Kaiser, ihm das Schloß als einem armen Fürsten, der mit wenig festen Plätzen versehen sei, zu lassen. Und so geschah es. Hans Heinrich, auf den Vertrag von 1521 sich stützend, erhob große Ansprüche, die nicht befriedigt wurden; dagegen kam endlich 24. Mai 1538 der förmliche Kaufvertrag zu Stande mit seinem Sohne Hans Kaspar gegen 12.000 fl. und jährliche 300 fl. Dienstgeld. – Albrecht, der frühere Besitzer der andern Hälfte von Hohentwiel, hatte nie zu seinem Rechte mehr kommen können. 4. Dez. 1523 trat er vor seinem Tode dasselbe an seine Frau Dorothea geb. v. Otting ab, welche später ganz verarmt den Herzog lange vergeblich um Unterstützung angieng und wahrscheinlich im Elend starb. – Ulrich ließ Hohentwiel ganz neu herstellen, wozu er sich besonders des Baumeisters Konrad Zeller von Martinszell im Allgäu, Stammvater der württembergischen Zeller, und seines Sohns Johannes bediente. Nach dem verunglückten schmalkaldischen Krieg mußte er 20. Dez. 1546 dahin flüchten, bis er wieder zu Gnaden angenommen wurde. – H. Christof erlangte den sicheren Besitz von Hohentwiel erst 1552 durch den Passauer Vertrag. – Die folgenden Jahrzehnte verliefen ruhig für die Feste, die in ordentlichem Zustande gehalten wurde. H. Friedrich I. besuchte sie 13. Apr. 1600 auf der Rückreise aus Italien und unterhielt sich mit dem Abfeuern des Geschützes. Unter den Kommandanten war keine hervorragende Persönlichkeit. Ein eigener Geistlicher war nicht auf der Festung, seit Johann Gailing 1524–25 eine Zeitlang mit H. Ulrich dort geweilt; sondern die kirchlichen Verrichtungen, wozu ohne Zweifel eine Kapelle im alten Klostergebäude sich vorfand, wurden von Tuttlingen aus besorgt. Erst Dez. 1612 beschloß H. Johann Friedrich auf vielfältiges Bitten der Gemeinde, einen eigenen Prediger aufzustellen. 1

Beim Ausbruch des 30jährigen Kriegs wurde Hohentwiel in besseren Vertheidigungsstand gesetzt und die Besatzung zu 200 Mann bestimmt. 1627 war Kommandant W. F. Löscher, ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0566.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)