Seite:OberamtTuttlingen0568.jpg

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Sekretinsiegel bekräftigten Befehl. Gegen Ende des Jahres hörte die Seuche auf; die Feinde näherten sich aber mit ihren Schanzen bis auf einen Musketenschuß, doch nur zu ihrem Nachtheil, da Widerholt sie mit Schaden daraus vertrieb. Auch war die Einschließung, schon wegen Hungers und Kälte, nicht so streng, daß er nicht auch noch Lebensmittel hätte einbringen können. Endlich machten die Waffenstillstandsunterhandlungen Fortschritte, und es kam am 15. Febr. 1636 zu Schaffhausen ein Vertrag zu Stande, wonach die Besatzung auf den Stand von 1627 gebracht und ohne Schaden der Gegend unterhalten werden soll, gegen Österreich nur vertheidigungsweise vorgegangen und die Festung nur dem Herzog von Wirtemberg erhalten und geöffnet werden darf, wogegen die Einschließung ganz aufgehoben und freier Wandel für die Besatzung sein soll. Der erste Punkt erledigte sich in Folge der Seuche von selbst. Nun kam auch wieder ein Pfarrer auf die Burg, Johann Eberhard Pauli, der 29 Jahre daselbst blieb. Widerholt benützte die Ruhe zur Verproviantirung der Festung. Nach einem Jahr verlautete, daß Hohentwiel an Österreich abgetreten werden müsse, und wirklich war dieß fortwährerd die erste Forderung an den Herzog; dieser aber wiederholte vielmehr an Widerholt die frühere Anweisung, mit dem Zusatze, daß er sogar erst dem dritten in der bezeichneten Weise abgefaßten Schreiben folgen dürfe. Für Widerholt blieb nichts übrig, als die Verbindung mit Bernhard von Weimar, der schon gedroht hatte, für den Fall der Abtretung Hohentwiels an Österreich Wirtemberg mit Feuer und Schwert zu verwüsten. Ob der Herzog von den Unterhandlungen wußte, ist nicht zu ermitteln, doch nach dem Schreiben desselben an J. v. Werth 18. Febr. 1638 unwahrscheinlich. 11. Nov. 1637 ward der Vertrag zu Bern geschlossen. Widerholt wird darin zum erstenmal als Oberst bezeichnet, was Eberhard später bestätigte. Am 24. Nov. ward der Herzog in den Prager Frieden aufgenommen und in Folge davon 9. Jan. 1638 zum erstenmal von ihm selbst die (scheinbare) Aufforderung zur Übergabe an Widerholt gerichtet. Dieser lehnte natürlich ab, erklärte sich dem Bevollmächtigten gegenüber als schwedisch und den Vertrag mit Vizthum als aufgelöst. Während der Belagerung von Rheinfelden und später von Freiburg aus unterhielt der Herzog Bernhard eine lebhafte und freundschaftliche Korrespondenz mit Widerholt (2. Februar beauftragt er ihn, ein Regiment zu bilden, um Wirtemberg zu retten, die Gelder

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0568.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)