Seite:Oberamt Aalen 073.jpg

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In eben diesem Jahr war das Grundeigenthum in 39.825 Parzellen getheilt, von denen eine im Durchschnitt 23/8 M. 28,4 R. im Maß hielt. Hinsichtlich des Verhältnisses der ganzen Bodenfläche zur Bevölkerung ist zu erwähnen, daß nach dem Stand der ortsangehörigen Bevölkerung vom 3. Dez. 1851 auf 1 Menschen 37/8 M. 0 R. kommen. Auf 1 Pferd kommen 943/8 M., auf 1 Stück Rindvieh 75/8 Morgen Landes.

Anbau[1]. Die für den Ackerbau bestimmten Felder werden zum Theile gut, zum Theile aber auch ziemlich schlecht angebaut. Was die Stufe betrifft, auf welcher die Agrikultur im Bezirke steht, so darf man den Betrieb der Landwirthschaft im Allgemeinen mehr extensiv bezeichnen.

Auf dem Liasgebiet, zwischen Albuch und Kocher, bedingen die meist freie Lage der Felder, das ziemlich rauhe Klima, der naßkalte Boden, die Nähe der Alp, sowie im Norden und Nordwesten des Bezirks die vielen Wälder und der grobkörnige Sandboden, in den meisten Gegenden eine geringe Ertragsfähigkeit. Ausnahmsweise dürfen die Markungen Aalen, Essingen, Hohenstadt, Hüttlingen, Hofen, Unterkochen etc. vermöge ihrer besseren Bodenverhältnisse im Ertrag ihrer Felder höher angenommen werden. Durch Beschränkung des Waidetriebs sind manche Allmandstücke unter die Gemeinde-Angehörigen ausgetheilt und kultivirt worden, so daß schon manches Stück Boden nutzbringender gemacht worden ist; wird der Eifer im Kultiviren andauern, so darf man annehmen, daß in einem Jahrzehnd die meisten öden Stellen urbar gemacht sind.

Größere Güter gibt es im Bezirk mehrere, Hohenroden, Schnaitberg, Osterbuch etc., Sixenhof, Kolbenhof etc. Die meisten werden rationell bewirthschaftet und üben durch ihr Beispiel einen wohlthätigen Einfluß auf die Landwirthschaft der Umgegend aus. Auf den einzelnen Markungen gibt es mit wenigen Ausnahmen nur mittlere und kleinere Grundbesitzer; ein Besitz von 20 und mehreren Morgen kommt indessen häufig vor.

Die Produktion an Früchten ist nicht sehr namhaft und läßt somit wenig oder gar nichts zum Verkauf übrig. Auch ist die Obstzucht von keinem Belang, obgleich sich viel Interesse dafür zeigt.

Die Stallfütterung ist im Bezirke noch nicht ganz eingeführt, namentlich in den Waldgegenden ist den ganzen Sommer über noch Waidgang. Die Herbstwaide wird in sämmtlichen Gegenden des Bezirks benützt. Die Gülle und Jauche wird in sämmtlichen Orten mehr oder weniger angewendet, bedürfte aber einer noch besonderen Aufmerksamkeit, um der Straßenreinlichkeit und dem gesteigerten Düngerbedürfniß entgegen


  1. Von dem Gutspächter Hummel in Hohenstadt.
Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)