Seite:Oberamt Aalen 083.jpg

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belegt, welche minder tüchtig sind, als die Beschäler der Staatsanstalt, daher zu hoffen ist, daß die Stutenhalter bei dem erleichterten Zutritt die Beschälanstalt künftig wieder mehr benützen werden. Ein großer Übelstand für die Pferdezucht bleibt der gänzliche Mangel einer Fohlenwaide im Bezirk, nachdem der frühere Versuch, auf der Hochebene bei Essingen und Oberkochen eine Fohlenwaide zu errichten, aus Mangel an Theilnahme gescheitert ist.

Nach der Zählung von 1853 sind in dem Bezirk: Pferde über 2 Jahren 801 Stück; unter 2 Jahren 163 Stück, zusammen 964 Stück. Von weit größerer Bedeutung ist

die Rindviehzucht. Nach der Aufnahme von 1853 beträgt die Zahl der Ochsen und Stiere 2873 Stück; Kühe 4870 Stück; Schmalvieh 4762 Stück, zusammen 12505 Stück; es kommt somit auf 1,8 Menschen 1 Stück Rindvieh und auf die Quadratmeile 2295 Stück. Aus der Rindviehzucht erwächst dem Landmann die größte Einnahme, da der Ackerbau in gewöhnlichen Fruchtjahren kaum den eigenen Bedarf deckt, hingegen die von Flüssen und vielen Bächen bewässerten zahlreichen Thäler ein saftiges und nahrhaftes Futter für Rindvieh und Schafe gewähren.

Es wird im Rems-, Lein- und Kocherthal ein aus den örtlichen Verhältnissen hervorgegangener constanter Rindviehschlag, die Limburger Raçe, gezüchtet, welcher sowohl als Nutz-, wie auch als Mastvieh den örtlichen Anforderungen völlig entspricht. Dieses Vieh wird nach außen sehr gesucht und theuer bezahlt; für einen 11/2 jährigen Farren von schöner Form werden 110–120 fl. und für eine 4jährige schöne Kuh 80–100 fl. bezahlt. Kennzeichen der Raçe sind: gelbe oder gelbröthliche Hauthaare; gelbes Flozmaul und gelbe Ringe um die Augen nebst gelben Hörnern und Klauen; kurzer Kopf mit breiter Stirne; proportionirter Hals; breite Brust; runde Rippenwölbung; langer, gerader breiter Rücken; breites langes Kreuz mit geradem Schweifansatz; niedere breite starkknochige Füße u. s. f. In vielen Gegenden des Landes sucht man mit diesem Viehschlag die Inzucht zu verbessern, was aber nicht an allen Orten, namentlich wo das saftige und nahrhafte Futter fehlt, gelingt. Die Raçe wird nicht sowohl wegen ihrer Milchergiebigkeit, als auch wegen ihrer Nahrungsfähigkeit gesucht. Dieses Vieh zu heben und zu veredeln wird von dem landwirthschaftlichen Verein durch Vertheilung von namhaften Preisen für ausgezeichnete Thiere von beiden Geschlechtern, durch Prämien für Heranziehen von schönen Farrenkälbern und durch den Ankauf von schönen jungen Farren, welche an die Gemeinden vertheilt werden, stets angestrebt, wozu die Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins, sowie die Oberamtskorporation je einen Beitrag von 150 fl. liefern.

Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 083. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)