Seite:Oberamt Aalen 084.jpg

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In den Schultheißereien Pommertsweiler und Adelmannsfelden wird mehr der Ellwanger Braunblässenschlag gehegt, welcher zu dem dortigen leichten, schwefligen Futter mehr taugt.

Die von der Amtsversammlung im Jahr 1845 im Interesse der Verbesserung der Rindviehzucht eingeführte Farrenschau wurde 1848 wieder beseitigt, ungeachtet dieselbe bei der Art der Farrenhaltung nicht als überflüssig erscheint. Diese ist nämlich in mehreren Gemeinden eine Reallast auf einzelnen Gütern; in andern wird die Haltung der Farren im Abstreich verliehen und wieder in andern Orten sind Güterstücke für die Farrenhaltung vorhanden, welche bald mit, bald ohne Abtrag den Farrenhaltern zur Nutznießung überlassen werden. Die Farren werden zum größten Theil von den Farrenhaltern, welche nicht selten bloß nach der Wohlfeilheit einkaufen, und nur in einigen Gemeinden, z. B. Aalen, von der Ortsbehörde angeschafft. Auch leidet die Viehzucht insofern, als öfter eine zu große Zahl Kühe einem Farren zum Sprung zugetheilt werden, in manchen Orten 120–160, sowie durch das zu frühe Belegen der Kalbeln, was in vielen Fällen schon mit 1 Jahr geschieht.

Waidewirthschaft hat, wie schon im Allgemeinen bemerkt worden, noch nicht ganz aufgehört. Sie findet namentlich noch in den Schultheißereien Unterkochen, Oberkochen, Essingen und Hüttlingen statt, wo das Vieh vom Früh- bis zum Spätjahr ausgetrieben wird; in den übrigen Gemeinden werden bloß noch die Stoppelfelder und die Wiesen bewaidet. Der Viehhandel wird wohl in keinem Bezirk stärker betrieben als in dem hiesigen, wozu auch die vielen Viehmärkte im hiesigen und den angrenzenden Bezirken Gelegenheit bieten; außerdem kommen viele Käufer vom Unterland, aus dem Fränkischen und aus Bayern; der Hauptzug geht aber in das Unterland. Die Ochsen werden sehr gerne von den Hällischen Bauern gekauft, noch ein Jahr zur Ökonomie verwendet und dann zum Schlachten gemästet. Die Mastung betreiben in unserem Bezirk bloß die Bräuer. Das gemästete Vieh geht, soweit es nicht hiesige Metzger kaufen, zum größten Theil nach Stuttgart, auch nach Bayern.

Käsereien sind in Hofen, Hüttlingen, Dewangen und Essingen. Das Stellvieh der Juden ist trotz der strengen Verbote nicht beseitigt, indem nun zum Schein Käufe über das Vieh sowohl beim Einstellen, als auch wenn dasselbe wieder abgeholt wird, abgeschlossen werden.

Die Schafzucht wird in dem Bezirk sehr stark betrieben. Im Jahr 1850 betrug die Zahl 19.105 Stück und zwar 16.681 Bastardschafe, da deutsche Schafe selten mehr getroffen werden; nach der Zählung von 1853 waren im Ganzen nur noch vorhanden 12.255. Im Sommer kommen die meisten Heerden auf das nahe gelegene Hertsfeld oder nach Bayern auf die Sommerweide, so daß man Sommers im Bezirk nur

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 084. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_084.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)