Seite:Oberamt Aalen 090.jpg

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a) Gewerbfleiß.

Die ergiebigste Gelegenheit industriellen Erwerbs sind die Königl. Hüttenwerke, welche, bereits vor Jahrhunderten eröffnet, in den jüngsten Jahrzehenden sehr an Ausdehnung gewonnen haben. Schon das 1361 von dem Kloster Königsbronn bei Karl IV. erworbene Privilegium: in seinem Gebiet an Bächen und Gewässern Mühlen errichten zu dürfen, wie es ihnen nützlich scheinen würde, hängt wohl mit hüttenmännischen Unternehmungen zusammen, wozu die entdeckten Erze aufforderten. Bestimmter ließ sich Graf Ulrich v. Helfenstein 1365 belehnen mit dem Eisenwerk in seiner Herrschaft Heidenheim und mit der Erlaubniß, Mühlen und Hämmer an Brenz und Kocher anzulegen, wo sie mögen, zu Nothdurft des Eisenwerks. Nun brachte aber auch das Kloster ein besonderes Privileg aus, Eisenmühlen und Hämmer an der Brenz, am Kocher u. a. machen zu dürfen, auf seinem Boden, Näheres über die ältesten Anlagen innerhalb des Oberamts-Bezirks ist nicht bekannt; vielleicht deutet aber der Beiname Isenschmid, welchen eine Linie der Herren v. Schnaitberg (schon 1364) führte, auf ein entsprechendes Unternehmen hin, dessen Fortsetzung vielleicht die „Eisenschmitte“ ist, welche im Anfang des 16. Jahrhunderts zu Essingen genannt wird, damals im Besitz der Herren von Wellwart.

Ohne Zweifel bestanden die ältern Eisenhütten der Gegend alle, nach der unvollkommeneren Weise jener Zeit, in niedern Stücköfen oder in Herden (sogen. Rennfeuern), worin die Erze nur soweit geschmolzen wurden, daß ungekohltes, geschmeidiges Eisen sich bildete. Die Erzeugung von flüssigem Gußeisen wurde erst um den Anfang des 16. Jahrhunderts in unsern Gegenden bekannt, und wahrscheinlich um diese Produktion einzuführen und in größerem Maßstabe zu betreiben, erwarben die Herren von Wellwart-Lauterburg Bergwerks-Privilegien und bildeten 1511 eine „Eisenerz-Gesellschaft“ mit sieben Theilhabern. Sie gaben dazu ihre Mühle an der Rems, sammt Hofraith, Wiese und Stadel dabei, unterhalb des Dorfes Essingen, „darauf zu dieser Zeit die Schmelzhütte (also wohl eine ältere) gebaut ist.“ Der Lauterburger Forst sollte Holz und Kohlen liefern. Eine Mühle zu Leinroden wurde 1512 um 8 fl. gepachtet, um dieselbe zu einer Hammerstatt oder Isenschmitten zu machen, ihr Erz darin zu läutern und zu schmieden. 1513 wird das neuerrichtete Leinroder Werk an eine Gesellschaft (B. Furderer zu Stuttgart & Comp.) verliehen und Lieferung des nöthigen Roheisens zugesichert (um welchen Preis? – das haben leider die Mäuse gefressen). Noch 1520 und 37 wird vom Essinger Schmelzofen gesprochen, welcher der wellwart. Grundherrschaft 10 fl. Zins bezahlte; es ist aber auch von Schulden der

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 090. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)