Seite:Oberamt Aalen 174.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Heidenheimer Straße, die Langseite gegen Süden, ist erst 1845/46 massiv von Sandsteinquadern erbaut worden, im Hinterhof mit einem Garten und Gefängnisse, wie auch in der Nähe der Oberamtei ein eigenes Gefängniß erst 1839 hergestellt worden ist. Das Dekanat wurde 1812 neu erbaut am Graben und zum Diakonat 1846 ein Privathaus in der Nähe der Kirche angekauft und hergerichtet. Diese Gebäude gehören dem Staate, ausgenommen das Oberamtsgefängniß, welches der Oberamtskorporation zugehört. Die Stadtgemeinde besitzt ein 1836 durchaus renovirtes Rathhaus, mit einem Thürmchen, Glocke und der einzigen öffentlichen Uhr, indem auf dem Kirchthurme blos mit der Hand nachgeschlagen wird; im Erdgeschosse befindet sich nebst der Wachtstube das sogenannte Brodhaus, das öffentliche gemeinschaftliche Verkaufsinstitut für Bäckerwaaren. Die ehemalige Stadtschreiberei dient jetzt als Wohnung für den Präzeptor und enthält unten das städtische Wag- und Lagerhaus. Der ehemalige Zehntstadel dient als Lokal der aufblühenden Fruchtschranne und gewährt Raum zur Aufbewahrung der Feuerspritzen.

Aalen, früher eine freie Reichsstadt, ist seit 1802 württembergisch geworden und bildet seitdem den Sitz eines Oberamtes, erst zur Landvogtei am Kocher, jetzt zum Jaxtkreise gehörig. Oberamt und Oberamtsgericht haben in der Stadt ihren Sitz; ferner der Gerichtsnotar und ein Revierförster – endlich ein Postamt, so wie auch der Oberamtsgeometer; der Sitz des Kameralamts ist in Unterkochen. Neben dem Oberamtsarzt befinden sich in Aalen zwei praktische Ärzte, von welchen einer zugleich Oberamtswundarzt ist und zwei Apotheken.

Vom Stamme der Einwohner, vom Dialecte – denn gerade bei den Städtern hört man die starken Kehllaute – auch von der körperlichen Beschaffenheit ist im Allgemeinen schon bei III., 2. des ersten Theils die Rede gewesen.

Was die Zahl der Einwohner betrifft, so zählte man 1653 außer dem Rath (10) – 88 Bürger und 18 Wittfrauen; 1672 – 167 Bürger und 22 Wittfrauen; 1767 – 332 Bürger und 70 Wittfrauen; 1802 waren es 460 Familien mit etwa 2000 Seelen. Später lebten

Gesammtzahl und zwar männlich weiblich Ehen
unter 14 J. über unter 14 J. über
1813 2289 348 728 386 827 440
1822 2501 396 822 371 939 419
1851 3589 1781 1808

wovon in der Stadt selber 1742 und 1771, der Rest in den Parcellen.

Am 3. Dec. 1850 besaß die Gesammtgemeinde 3574 Ortsangehörige, und zwar 1785 männliche, 1789 weibliche, wovon, mit

Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)