Seite:Oberamt Aalen 208.jpg

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Gewerbsleute zählt das Kataster der Schultheißerei 191 – wovon die meisten in Adelmannsfelden selbst sitzen, wo fast alle gewöhnlichen Handwerke vertreten sind. Ein paar Bierbrauereien und Wirthschaften bieten dem vergnügungssüchtigen, besonders tanzlustigen Sinne der Einwohner hinreichend Gelegenheiten.

Die Schultheißerei besitzt ein Kapitalvermögen von 300 fl., an Grundeigenthum aber blos das Armenhaus und Arrestlokal, jedoch auch keine Schulden. Ansehnlich ist das Stiftungsvermögen, 23.534 fl. Kapital und 221 Morgen Grundbesitz. Gegenüber von seinen Leistungen aber für Kirchen- und Schulzwecke und bei den bedeutenden Ansprüchen, welche die Armuth der Gemeinde mit sich bringt, vermag es kaum zu genügen.

Die ganze Verwaltung der Gemeinde wurde einst besorgt durch den herrschaftlichen Vogt und 1680 haben die Herrn v. Vohenstein eine „Dorfordnung“ für ihre Unterthanen erlassen, mit allerlei Kirchen-, Sitten- und andern Polizeianordnungen, Bestimmungen über Erhaltung der Wege, der Brunnen u. dgl. mehr.

Der Bezirk, den nach Gröningen gehörigen Vorhardsweiler ausgenommen, bildete einst eine Parochie, zu welcher noch viele weitere Bestandtheile der Herrschaft Adelmannsfelden gehörten, besonders der größere Theil des Schultheißereibezirks Pommertsweiler und zahlreiche Parzellen der jetzigen Schultheißereien Bühlerzell, Neuler und Rosenberg im Oberamt Ellwangen. Gegenwärtig zählt die Parochie 37 Parzellen in den genannten 5 Bezirken, mit einer Seelenzahl von circa 2185 Evangelischen.

Die Lostrennung der Adelmannsfelder Kapelle von ihrer Pfarrkirche zu Neuler erfolgte um’s Jahr 1130. Die Pfarrstelle wurde hauptsächlich mit Zehnten und Gefällen fundirt und es bezog mit wenig Ausnahmen (z. B. den Metzelgehrenhof) die Pfarrei den großen und kleinen Zehnten im ganzen Bezirke, sowie in den meisten weiteren Filialorten. Auf dem Ottenhofe ist 1819 bei Errichtung der dortigen Kolonie der Zehnte abgelöst worden. Den Novalzehnten erhob der Staat und die Pfarrei. Jetzt ist die Ablösung angemeldet.

Schon bei dem Verkaufe im Jahr 1361 werden Widemhöfe in Adelmannsfelden und der Kirchsatz daselbst genannt und beides ist 1380 an Limburg gekommen, bei den spätern Verpfändungen behielten sich die Schenken das Patronat und Episcopalrecht vor. Höchst wahrscheinlich ist ebendeßwegen die Reformation gleichzeitig wie im Limburgischen eingeführt worden, wo Schenk Erasmus entschieden dem neuen Glauben sich zuneigte, der z. B. in seinem neugewählten Residenzorte Obersontheim 1561 einen evangelischen Geistlichen

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)