Seite:Oberamt Aalen 282.jpg

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Exclaven und gränzt auf einer kurzen Linie an Steinheim, Oberamts Heidenheim. Gegen Osten und theilweise Nord bildet Essingen die Gränze.

Hier auf der Höhe des weißen Jura, fast 2400 par. Fuß über dem Meere, fehlt es natürlich an Wasser. Nur einige Hülben sind vorhanden und im Dorfe ein 1843 gegrabener Pumpbrunnen; ein laufender findet sich erst 1/4 Stunde den steilen Berg hinab, unter der Ruine. In trockenen Jahren muß das Wasser häufig vom Essinger Weiher, 1/2 Stunde weit geholt werden, wozu Lauterburg das Recht hat, sowie auch das Vieh dort tränken zu dürfen. Das Klima ist rauh, jedoch gesund und der Boden nicht unfruchtbar. Unbequem sind die scharfen Winde und starken Nebel, welche letztere besonders durch die nahen großen Waldungen angezogen werden. Die Ernte ist immer 8–10 Tage später als im Thal. – Bäumen und Gartengewächsen werden oft die häufigen Frühlingsfröste verderblich. Überhaupt sind Abende, Nächte und Morgen auch im Sommer fast immer kühl. Die Bewohner sind ein kräftiger, fleißiger Menschenschlag, ihr Wohlstand ist aber in neuerer Zeit ziemlich in Abnahme gekommen; 1842 war ein großer Brand. Die Markung ist zwar groß, aber wenig fruchtbar.

Ackerbau und Viehzucht bilden für die Einwohner den Hauptnahrungszweig. Die 1830 Morgen Feldgüter haben bald mehr lehmigen, bald kalkigen oder sandigen Boden, sind jedoch meistens felsig und steinig. Es werden Haber, Gerste, Dinkel und Roggen gebaut, gerathen aber nur in feuchten Jahren reichlich; bei frühem Eintritt der Winterkälte ist schon oft der Haber auf dem Felde verfault. Durchschnittlich mag der Morgen ertragen von Dinkel 4–5 Scheffel, Roggen 21/2 Scheffel, Gerste 3 Scheffel und Haber 31/2 Scheffel. Daneben baut man Wicken, Kartoffeln, Rüben – auch Flachs, Hanf und etwas Sommerreps. Der Anbau geschieht größtentheils flürlich und die Brache wird wenig eingebaut.Die sogen. Mäder benützt man als Wechselfelder.

Der Dünger wird bei der großen Ausdehnung des Ackerfeldes sehr sorgfältig benützt, auch durch Mergel den Äckern nachgeholfen. Stallfütterung ist vorherrschend, doch wird im Spätjahr auf dem Felde gewaidet; denn Wiesen gibt es auf dieser Höhe nur wenige mit einem Ertrag von circa 12–15 Centner Heu und Öhmd per Morgen. Der Rindviehstand ist ziemlich stark, meist Limburger Race, auch werden Pferde gezogen. Die hiesigen Schafe sind mittel-Bastarde. Obstbaumzucht will auf dem steinigen Boden und in diesem scharfen Klima nicht recht gedeihen.

Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)