Seite:Oberamt Aalen 293.jpg

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in Feld und Wald wird vom April bis Okt. gewaidet. Die Bienenzucht ist ganz unbedeutend.

Die Rindviehrace ist eine gemischte; die Pferdezucht ist unbedeutend; die Schafwaiden sind verpachtet und werden mit fremden Schafen beschlagen, gewöhnlich 800–900 Stück, spanischer Race.

Den Zehnten, groß und klein, hatte in der Hauptsache Ellwangen, jetzt der Staat; nur von einigen Grundstücken bezog sehr wenig großen und etwas mehr kleinen Zehnten, die kath. Pfarrei, welche nebst einigen Privaten auch Theil hat am Flachs- und Hanf-, am Blut- und Heuzehnten.

Grundherrliche Gefälle haben außer dem Kameralamt die kathol. Pfarreien Unter- und Ober-Kochen zu beziehen, die jedoch sämmtlich abgelöst werden.

Ober-Kochen ist der einzige paritätische Pfarrort im Bezirk. Der glaubwürdigen Sage nach ursprünglich ein Filial von Unter-Kochen, soll auf Fürbitte des Abts von Königsbronn die Aufstellung eines eigenen Pfarrers von dem Abte zu Ellwangen gestattet worden seyn, welcher 1343 um 72 Pfund, jährliche 12 Malter Getraide vom Zehnten an die Gebürschaft und Pfarrei zu Ober-Kochen verkaufte zu einer Pfründe für den Pfarrer, damit er den Gottesdienst desto besser vollbringen möge. Nachdem Württemberg den Königsbronner Theil des Dorfes (s. u.) an sich gezogen und die Reformation eingeführt hatte, wurden die württ. Unterthanen nach Königsbronn gewiesen, 1582–83 aber eine evangel. Kirche erbaut, wobei der Geistliche anfänglich auch die Schule zu versehen hatte. Vergeblich klagte Ellwangen gegen diese Neuerung beim Reichskammergerichte.

Zur evang. Gemeinde gehört etwa 1/3, zur kath. 2/3 des Dorfes. Der kath. Parochie sind neuerdings die Katholiken im angrenzenden Theile des O.A. Heidenheim (bis Mergelstetten) als Filialisten zugewiesen. Der Kirchhof, früher für beide Confessionen gemeinschaftlich, ist seit 1850 gesondert, und zwar liegt der kathol. Gottesacker noch immer an der Kirche im Dorf, der evangel. nordwestlich vom Dorfe.

Die bürgerliche Gemeinde ist durch den Besitz von 4390 Morgen Waldung scheinbar sehr vermöglich, doch haben nur die 93 Gemeinderechtsbesitzer Antheil an dem bedeutenden jährlichen Ertrag, wovon die Betreffenden einen lebhaften Holzhandel treiben. Die politische Gemeinde hat weder Kapitalien noch Schulden.

Die Bewohner zeichnen sich durch Betriebsamkeit und Fleiß aus. Durch Sammeln von Salat und Beeren, durch Latwergenbereitung u. a. erwerben sich die Ärmeren ein hübsches Stück Geld. Andere

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)