Seite:Oberamt Biberach 091.jpg

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an dem Bündniß mit K. Wenzel, wegen der Röm. Königs-Wahl; 1378 an der Zerstörung adeliger Burgen; 1380 an dem großen Städtebund; 1388 an der Niederlage bei Döffingen; 1395 an dem Bunde gegen die Schlägler; 1405 an dem Marbacher Bund, so wie später an andern Bündnissen. Als Reichsstadt genoß Biberach auch mehrmals die Ehre kaiserlicher Besuche. Kaiser Rudolph I. verweilte hier 1288. Am 15. Oktober d. J. stellte er hier eine Urkunde aus, wodurch er der Stadt Saulgau das Stadtrecht von Lindau verlieh. W. Jahrb. Jg. 1827. S. 168. Im Jahre 1309 war Heinrich VII. von Luxemburg hier. Als im Jahre 1485 Friedrich III. hier verweilte, wurde ihm ein Credenzbecher verehrt, der 55 fl. 30 kr. kostete, und mit 200 fl. gefüllt war, und von den Zünften machte jede noch besonders ihre Verehrung von 2 bis 5 Pfund Heller. Auch die Diener wurden beschenkt, der Marschall und Kanzler jeder mit 25 fl., und die Kanzlei 8 fl., Thorhüter und Kammerdiener 16 fl., Pfeiffer und Trompeter 12 fl., dem Untermarschall 4 fl. Ebenso wurde dem K. Maximilian I., als er 1491 nach Biberach kam, eine goldene (?) Schale geschenkt, die 25 fl. kostete und in der 100 fl. lagen.

Manchen schweren Kampf hatte die Stadt mit feindseligen Nachbarn zu kämpfen, sie sah sich deßwegen auch genöthigt, längere Zeit eine Schweizergarde aus gemeinem Seckel zu erhalten. Auch von dem Bauern-Aufruhr blieb die Stadt Biberach nicht verschont.[1] Die Reformation fand bald


  1. Die Pflummer’schen Annalen geben folgende Schilderung: den 29. Jan. 1525 kamen im Wirthshaus zu Baltringen etwa 20 Bauern zusammen, und rathschlugen, wie noch mehrere zusammen zu bringen seyen. Am 2. Februar kamen gegen 80 daselbst zusammen, und gelobten sich da, bis auf den 9. alle ihre Bekannten mit den Gewehren auf das Baltringer Ried zu bestellen, um zu berathschlagen, wie dem armen Mann von den Beschwerden über die Obrigkeit geholfen werden könne. Es fanden sich nun hier über 2000 Bauern ein, und in wenig Tagen wuchs der Haufen bis auf 12.000, worauf sie dann Räthe und Ausschüsse ernannten, und ihre Feindseligkeiten gegen die Geistlichkeit und den Adel anfingen. Sie machten den 27. März den ersten Angriff, und zwar auf das Schloß in Schemmerberg, zerschlugen und raubten alles, was sie finden konnten, und zündeten das Schloß an, welches aber die Hintersassen wieder löschten, um selbst noch zu stehlen, was die Bauern übrig gelassen hatten. Die Baueren hatten auch viele Anhänger in der Stadt, die Bürger führten ihnen Lebensmittel zu, und ermunterten sie, „sie sollten nur in ihren Vornehmen fortfahren und sich nicht trennen lassen, sie wollen ihnen Unterpfand genug zuführen, und ehe drei Tage vergehen, werde die Gemeinde in Biberach ihre Geschlechter über die Mauer hinaus werfen.“ Hanns Wanner von Warthausen war Hauptmann der Biberach’schen Bauern, sein Tochtermann Fähnrich, ein Schmied von Sulmingen aber war Redner. Nachdem der Aufruhr durch den schwäbischen Bund und die kräftigen Maßregeln des obersten Feldhauptmanns des Truchsessen Georg von Waldburg gestillt worden war, ließ sich der Magistrat zu Biberach seine Unterthanen, 684 Bauern, neuerdings huldigen, strafte jeden derselben um 8 fl., die Baltringer aber um 16 fl., nahm ihnen Wehren und Harnisch und gab jedem ein weißes Stäbchen in die Hand. Den Hauptmann Hanns Wanner fing der von Stadion, wog (folterte) ihn fast sehr, so daß ihm die Arme glänkerten, und strafte ihn um 200 fl. dazu.
    WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_091.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)