Seite:Oberamt Biberach 137.jpg

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Kirche, sowie das Schloß mit den zugehörigen Gebäuden. Von seiner Lage an der Mitte des Bachs, der ehemals die Biberach hieß, hat es ohne Zweifel auch seinen Namen, s. Biberach.

Das Schloß ist ein geräumiges, alterthümliches Gebäude, das früher mit Wällen, Gräben und Mauern umgeben war, und eine eigene Schloßcapelle hat. Die Pfarrkirche wurde 1600 neu gebaut; die Baulast derselben und des Pfarrhauses liegt auf dem Spital Biberach als Groß-Zehentherrn. Eine große Feldcapelle zu Sct. Maria, welche auf der Markung von Mittelbiberach stand, ist in neueren Zeiten abgebrochen worden. Außer der Pfarrstelle besteht noch eine eigene Schloßcaplanei, wovon die Gutsherrschaft das Patronat, dagegen auch die Baulast der Capelle und die Besoldung des Caplans hat. Der Pfarrsprengel umfaßt jetzt gerade den Schultheißerei- oder Gemeinde-Bezirk, ehemals aber gehörten auch Reuti dazu. Die Pfarrei ist alt, die Schloßcaplanei wurde erst im vorigen Jahrhundert gestiftet. Der Ort hat Schule und Schulhaus, eine Schildwirthschaft, eine Bierbrauerei und eine Mahlmühle, auch sonst viele Gewerbsleute, hauptsächlich Weber, Maurer und Zimmerleute, welche in dem benachbarten Biberach Beschäftigung finden. Das Gemeinde-Eigenthum ist als sogenannte Gemeinde-Gerechtigkeit vertheilt, und die Nutzung mit dem Lehen verbunden. An den Gemeinde-Gerechtigkeiten hatte die Herrschaft früher selbst 5 Theile, 3 für sich, 1 Namens des Beamten und 1 Namens des Schloßcaplans. Diese 5 Theile trat sie 1811 und 1812 an ihre Lehensleute und Besitzer der übrigen Gemeinheits-Gerechtigkeiten ab, wogegen ihr 381/4 Jauchert Wald und einige Jauchert Weide, Torfboden etc., die bisher in die Gemeinschaft gehört hatten, als Eigenthum überlassen wurden. Die Personal-Leibeigenschaft wurde in der Herrschaft schon 1772 aufgehoben. Nur die Manumissions-Gebühren wurden noch bis 1818 und ein sogenannter Hochzeittrunk (2 Maas Wein und 4 Pfund Brod von jeder Hochzeit) bezogen. Bemerkenswerth ist, daß sämmtliche Orte der alten Herrschaft, nämlich Mittelbiberach mit Schönebuch, Oberdorf, Reuti und Rindenmoos

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_137.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)