Seite:Oberamt Biberach 165.jpg

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dem ganzen Gemeindebezirk. Das Patronat ist königlich. Der Bezirk gehörte vormals zu Ochsenhausen.

Steinhausen liegt an der Rottum, von Waldungen umgeben; zur Unterscheidung von andern gleichnamigen Orten wird es auch Steinhausen an der Rottum genannt. Der Ort, der eine Schildwirthschaft hat, ist sehr unregelmäßig gebaut; die Gebäude haben meist noch Strohdächer. Clima und Boden sind kalt und rauh. Der Nahrungsstand ist mittelmäßig. Als Nebenerwerbsquelle wird die Musselinstickerei betrieben. Der Ort hat eigene Waldungen (s. S. 115), eine Schule und Schulhaus, eine hübsche Kirche – Wallfarths-Kirche mit einem Marienbilde, dem schon 1392 das Zeugniß gegeben worden, daß es sich „seit unfürdenklichen Zeiten durch Wunderzeichen gnädig erzeigt.“ Die (jetzige) Kirche wurde 1673 von dem Kloster Ochsenhausen gebaut. Die Baulast derselben und des Pfarrhauses liegt nun auf dem Staat; den Kirchensprengel bilden die Gemeindeparzellen.

Steinhausen gehörte ehemals mit Oberstetten und den umliegenden Plätzen den Herren v. Oberstetten, welche auf dem benachbarten Schloßberg ihre Burg, Oberstetten genannt, und die Herren v. Mungoltingen zu Nachfolgern im Besitze hatten. Steinhausen selbst hieß ehemals auch Oberstetten; zur Unterscheidung von dem weiter unten noch jetzt so genannten Oberstetten wurde es Ober-Oberstetten geheißen, während das letztere Unter- oder Nieder-Oberstetten hieß, s. Oberstetten. Unter dem Schlosse scheint noch ein zweiter Sitz, Steinhaus genannt, gestanden zu haben, was Anlaß zur späteren Benennung des Orts gegeben hat. Bei dem Schlosse stand eine Pfarrkirche, Alahußen genannt, in welche die Herrschaft Oberstetten eingepfarrt war. Unten, wo jetzt die Pfarrkirche steht, stand eine Feldcapelle, zum Steinhaus genannt, mit dem wunderthätigen Marienbild.

Nikolaus, der erste Abt von Ochsenhausen, kaufte 1392 von den Vormündern der Söhne des Lutz v. Mungoltingen Schloß und Weiler Ober-Oberstetten nebst Kirche und Kirchensatz, Unter-Oberstetten, soweit das Kloster nicht schon im

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_165.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)