Seite:Oberamt Biberach 185.jpg

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Schloß wieder abbrechen und das jetzige an seine Stelle setzen. Eine Pfarrkirche ist nicht vorhanden, ihre Stelle vertritt, wiewohl sehr unvollkommen, eine vormalige Hauscapelle des Schlosses. In früherer Zeit hatte der Ort wenigstens noch neben einer Schloßcapelle eine größere Capelle zu Sct. Ulrich, die in der Nähe des Schlosses stand, im Jahr 1728 aber abgebrochen wurde. Die Baulast von Kirche und Pfarrhaus liegt auf dem Gutsherrn. Das jetzige Pfarrhaus wurde 1813 erbaut, ein älteres, das nach dem Brand von 1652 erbaut worden und außerhalb der Schloßmauer stand, wurde 1739 an einen Bürger als Falllehen verliehen, und von dieser Zeit an hatte der Pfarrer bis 1812 seinen Sitz im Schlosse. Ein Schulhaus wurde vor wenigen Jahren von der Gemeinde neu gebaut. Ehemals hatte Ober-Sulmetingen außer dem eigentlichen Schlosse noch zwei kleine Burgen oder Thürme, der eine „der Thurm zu Ober-Sulmetingen,“ der andere „der Thurm zu Kreppach“ genannt, wahrscheinlich Sitze von Vasallen, wovon unten noch die Rede seyn wird.

Boden und Clima sind gut, der Nahrungsstand übrigens nur mittelmäßig. Die Güter sind größtentheils falllehenbar, Leibeigenschaft aber hat nie bestanden. Neben der Landwirthschaft werden auch mehrere ländliche Gewerbe betrieben, namentlich befinden sich 12 Leineweber in dem Ort. Der Ort hat auch 2 Schildwirthschaften mit 2 Bierbrauereien, 2 Schenk- und Speisewirthschaften, 1 Mahl-, Öl- und Sägemühle und 3 Krämer; die Mühlen stehen etwas entfernt von dem Ort an der Riß. Die Gemeindegerechtigkeits-Güter sind unter die Gemeinder vertheilt, die Grundherrschaft ist doppelter Gemeinder; den sogenannten Un- oder Nebengemeindern sind jedoch kleinere Theile der Gemeindenutzungen überlassen. Schon vor Alters hatte Ober-Sulmetingen auch Marktgerechtigkeit, und es wird in den ältern Urkunden immer „Markt“ oder „Markt und Flecken“ genannt. Dieses Recht wurde aber lange Zeit nicht mehr ausgeübt, erst seit 1835 wurde es wieder benutzt, und der Ort hat jetzt drei Vieh- und Krämer-Jahrmärkte. Mit der Schule ist eine Kinderbeschäftigungs-Anstalt verbunden.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)