Seite:Oberamt Blaubeuren 023.jpg

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zur Theilung der beyden Hauptäste hat das Thal eine Länge von 3 Stunden, und bis Lautern, bis wohin es eigentlich Thal genannt werden kann, von 5 Viertelstunden. Von Lautern an abwärts ist es von der Lauter bewässert und mit Wiesen bedeckt; übrigens selten auch nur einige hundert Schritte breit. Oberhalb Lautern ist es trocken und blos eine wilde Waldschlucht. So rauh und wild aber dieser trockene Theil des Thals ist, so anmuthig und anziehend ist der bewässerte Theil desselben. Das muntere, krystallhelle Flüßchen, die sanftgrünen Wiesen und die malerischen Begrenzungen des Thals, an dessen hohen schroffen Wänden das frische Grün mannigfaltiger Laubhölzer mit ungeheuern Felsenmassen abwechselt, der stille friedliche Charakter, und die mancherlei überraschenden Ansichten, machen es zu einem der schönsten Thälchen, dessen Besuch jedem Freunde der Natur Genuß gewähren wird. Unter den einzelnen Ansichten zeichnen sich gleich beym Eingang der malerische Anblick von Herrlingen mit seiner freundlichen Kirche, und das Bergschloß Ober-Herrlingen mit seinen Anlagen, sodann der Weidacher Felsen, das Schloß Hohenstein über einer hohen, fast senkrechten Felsenwand, und endlich das zwischen Felsen verborgene Dörfchen Lautern mit den Resten der Burg Lauterstein und dem Felsenursprung der Lauter aus. Eine eigene, nicht zu beschreibende Wirkung macht zwischen diesen Felsenwänden das harmonische Glockengeläute des Kirchleins von Lautern; (S. h.)

d) das Weiherthal, gemeiniglich auch Kiesenthal, und zwar anfänglich Klein-Kiesenthal, weiter aufwärts Groß-Kiesenthal genannt. Der Name Weiherthal rührt von einem Weiher her, der vormals sich darin befand. Das Thal zieht von der Grenze des Oberamts bei der Hohlmühle zwischen nackten Felsen hin, und zwischen Weidach und Bollingen bis zu der Bermaringer Ziegelhütte hinauf. Es ist ohne Wasser und Cultur, und ganz von den Trümmern der verwitterten Felsen bedeckt. An den Felsen halten sich giftige Vipern auf. (S. u.)

3) Das Schmiechenthal. Dieses Thal ist schon in der Beschreibung des Oberamts Ehingen, dem es größtentheils angehört, S. 18, beschrieben. Zu dem disseitigen Oberamtsbezirk gehört nur der kleine Hacken, worin das Dorf Schmiechen liegt. Einen Anhang des Schmiechenthals bildet das obere Schmiechenthal, das quer durch das Gebirg durchgebrochen, und eine kleine halbe Stunde lang ist. Es bildet den merkwürdigen Übergang von dem Achthal in das Schmiechenthal, wovon oben schon die Rede war.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)