Seite:Oberamt Blaubeuren 031.jpg

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jedesmal schwach kupferroth gefärbt sich zeigte. Der Wasserspiegel des Topfes ist gewöhnlich ganz ruhig, so daß man kein Hervorquellen bemerkt. Dennoch ist der Abfluß der Quelle so stark, daß er nicht nur mittelst des an der Quelle angebrachten Brunnenhauses die ganze Stadt und das Kloster mit Wasser versieht, sondern auch ein ebenfalls daran stehendes Hammerwerk und unmittelbar darauf 4 Mahlmühlen treibt. Die Quelle bleibt sich jedoch nicht immer gleich, bey starkem Regen- und Thauwetter trübt sie sich, wird auffallend stärker und so unruhig, daß sie beträchtliche Wellen aufwirft und nicht selten Überschwemmungen verursacht. Im Jahre 1641 soll der Blautopf so stark angelaufen und so drohend geworden seyn, daß Stadt und Kloster in Gefahr waren, ein Bettag gehalten, eine Prozession zu der Quelle veranstaltet, und zur Versöhnung der erzürnten Gottheit, ächt heidnisch, zwey vergoldete Becher hineingeworfen wurden, worauf das Toben nachgelassen habe. Unstreitig steht der Blautopf durch unterirdische Gänge in Verbindung mit der Alpfläche und insbesondere mit den darauf befindlichen Erdtrichtern. Wenn auch die bey andern ähnlichen Quellen vorkommende Sage, daß Spreu, welcher aus der Alp in einen solchen Trichter geworfen wurde, wieder in dem Blautopf hervorgekommen sey, unerweislich ist, so steht wenigstens die Beobachtung fest, daß wenn in Folge von Regengüssen die unreinen Hühlen auf der Alp austreten und sich in die nahen Erdlöcher ergießen, der Blautopf und eine andere Quelle in der Nähe trüb werden.

Einige hundert Schritte von dem Blautopf, bey der Bleiche, auf dem linken Ufer der Blau befindet sich eine zweyte merkwürdige Quelle, der Gieselbach genannt, an der einst die alte Niklaus-Capelle und ein Nonnenkloster standen. Sie bricht aus einem kleinen runden Becken, am Fuße des Gebirgs hervor. Ihr klares, gleichfalls bläuliches Wasser wird als ein besonders gutes Trinkwasser geschätzt. Man beobachtet bey dieser Quelle dieselben Erscheinungen in Beziehung auf Veränderungen, wie bey dem Blautopf.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 031. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_031.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)